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Glauben möcht’ ich und Gesetz verläugnen,
Und um Gastlichkeit zu bitten wag’ ich.
Aber wird bei diesem Volk, in diesem

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Blühenden Himmelsstrich, in diesen Tempeln

Nicht der Herr und sein Prophet gepriesen?

Sprich gemach, entgegnet ihm der Alte,
Daß vom Volk dich Keiner hier vernehme;
Denn verhaßt sind alle Mosleminen!

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Was du siehst, es ist die Stadt der Magier,

Welche Sonn’ und Sterne göttlich ehren.
Noch vor Kurzem hat ein milder König
Hier geherrscht, dem Alcoran befreundet,
Aber Schehriar, sein Großwesir, nahm

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Thron und Leben ihm, und weihte wieder

Dieses Land dem Feuerdienst der Väter.
Selig preise dich, o holder Jüngling,
Daß ich dir auf deiner Fahrt begegnet,
Denn zerrissen hätte dich der Pöbel.

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Komm in meine Hütte, gerne will ich

Trank und kräftige Speise dir, und deinem
Müden Leib ein laues Bad bereiten!

So der Greis. Es folgte dankend Assur;
Auf geheimen Wegen führt den Prinzen

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Jener Alte durch die Stadt, und endlich

Langt er an vor einem hohen Burgthor.
Beide treten ein, es thut ein weiter
Saal sich auf. Und rings im Zirkel saßen
Um ein Feuer silberbärtige Greise:

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Lange, faltige Kleider trugen Alle,

Blendendweiß, und eine bunte Schärpe
Hielt den weiten Schlepptalar zusammen.
Assur staunte; doch es neigte tief sich
Assur’s Führer vor dem Kreis der Alten:

Empfohlene Zitierweise:
August Graf von Platen: Die Abbassiden. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Abassiden_(Platen).pdf/15&oldid=- (Version vom 31.7.2018)