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Ströme durch Turbinen zu leiten, nachdem man gelernt hatte, den Wasserabfluß dem Energiebedarf zeitlich durch Aufspeicherung anzupassen und die gewonnene Energie von den Stätten der Erzeugung durch den elektrischen Strom weithin fortzuleiten und dadurch auf zahlreiche Abnehmer zu verteilen, haben die Wasserkraftwerke in den beiden letzten Jahrzehnten ihre frühere Bedeutung wiedererlangt. Gewaltige Wasserkraftanlagen, die den Wettbewerb der Wärmekraftmaschinen nicht zu scheuen brauchen, sind an vielen Stellen Deutschlands entstanden oder geplant. Preußen, Bayern und Baden haben auch mit dem staatlichen Ausbau von Wasserkraftwerken einen Anfang gemacht, um den Segen einer billigen Elektrizitätsversorgung ausgedehnten Landesteilen zugute kommen zu lassen, und um die natürlichen bodenständigen Energiequellen für die Zukunft der Allgemeinheit zu sichern.

Wasserschutz.

Nicht minder bemerkenswert, wie auf dem Gebiete der Wasserausnutzung, sind die Fortschritte, die Deutschland auf dem Gebiete des Wasserschutzes im letzten Vierteljahrhundert aufzuweisen hat.

Durch ausgedehnte Uferbauten sind die deutschen Gestade der Nord- und Ostsee gegen die Angriffe des Meeres geschützt worden und auch auf den der deutschen Küste vorgelagerten Nordseeinseln wurde der zerstörenden Arbeit der Meereswellen erfolgreich Einhalt getan.

Die Verheerungen der Binnengewässer bei Hochfluten sind gleichfalls unter Aufwendung bedeutender staatlicher Mittel mit gutem Erfolg bekämpft worden. Der Überschwemmungsgefahr im Mittel- und Unterlauf der großen Ströme wurde durch Deichbauten, Begradigungen und Profilerweiterungen entgegengetreten. Diese Regulierungen besaßen oft einen bedeutenden Umfang, wie die Arbeiten am Weichselstrom, dem zur besseren Ableitung des Hochwassers und des Eises unter Abkürzung der Flußlänge im Jahr 1895 eine vollständig neue Mündung gegeben wurde. Im Oberlauf der Flüsse wurden die Hochwasserschäden durch Festlegung und Aufforstung der Steilhänge, durch Wildbachverbauungen und Gebirgsflußregulierungen erheblich gemildert.

Talsperren.

In besonders wirksamer Weise aber wurde den nachteiligen, gesundheitsschädlichen Wirkungen der übermäßigen Verunreinigung der Flußläufe in Niederwasserzeiten und der Schadenwirkung der Hochwässer durch die Bildung von Staubecken in den Quellgebieten der Flüsse entgegengearbeitet. Solche durch die Aufstauung von Wasser durch Talsperren gebildete Staubecken sind in Deutschland im letzten Vierteljahrhundert in großer Zahl erbaut worden. Im rheinischen Industriegebiet wurden an der Ruhr und Wupper über 20 Stauweiher angelegt, die von 0,5 bis 130 Millionen cbm Wasser fassen und neben den Zwecken der Wasserversorgung und der Energiegewinnung der Aufhöhung des durch starke Wasserentnahme übermäßig verringerten Niederwasserabflusses dieser Flüsse dienen, zugleich aber auch die Hochwasserführung in segensreicher Weise durch Zurückhaltung eines Teiles der Hochfluten verringern. In den besonders gefährdeten Gebirgstälern des Riesengebirges wurden ferner nach den außerordentlichen Verwüstungen des Hochwassers vom Juli 1897 eine Anzahl von

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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 3. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 1499. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_3.pdf/370&oldid=- (Version vom 20.8.2021)