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Kanäle.

Durch die Erweiterung bestehender und die Anlage neuer Binnenkanäle ist die Verbindung der deutschen Ströme untereinander verbessert worden, so daß nach Vollendung der im Bau begriffenen Kanäle und nach Ausführung des noch nicht bewilligten Kanals von Hannover zur Elbe, sowie nach Ausbau des Rheins als Schifffahrtsstraße bis zum Bodensee und nach Herstellung eines Großschiffahrtsweges vom Rhein zur Donau ein zusammenhängendes Binnenwasserstraßennetz geschaffen sein wird, wie es in gleicher Ausdehnung und Leistungsfähigkeit kein anderer europäischer Staat besitzt.

Binnenverkehr.

Die letzten 25 Jahren etwa auf das Fünffache angewachsene Verkehrsleistung der deutschen Binnenwasserstraßen, die heute über 20 Milliarden Tonnenkilometer beträgt und damit auf etwa den vierten Teil des gesamten deutschen, binnenländischen Güterverkehrs angewachsen ist, dürfte nach Einfügung der genannten wichtigen Schlußglieder in das deutsche Wasserstraßennetz noch einer wesentlichen Steigerung fähig sein.

Binnenhäfen.

In Verbindung mit dem fortschreitenden Ausbau und der Verkehrszunahme des deutschen Binnenwasserstraßennetzes hat auch die Leistungsfähigkeit der deutschen Binnenhäfen eine wesentliche Steigerung erfahren. Durch Erweiterung von bestehenden und durch die Erbauung zahlreicher neuer Häfen konnte den gesteigerten Anforderungen des Lösch- und Ladeverkehrs in ausreichender Weise entsprochen werden, so daß die Abfertigung des auf etwa 150 Millionen Tonnen angewachsenen Hafenverkehrs der deutschen Binnenwasserstraßen keine Schwierigkeiten bereitet.

Die an der Mündung der Ruhr in den Rhein entstandene Duisburg-Ruhrorter Hafengruppe ist mit einer Güterbewegung von 23 Millionen Tonnen (im Jahr 1912) die verkehrsreichste des gesamten europäischen Binnenwasserstraßennetzes geworden.

Anlagen für überseeischen Verkehr.

Eine gleich schnelle Entwicklung, wie die binnenländischen Wasserstraßen, zeigen die Anlagen für den überseeischen Verkehr. Mit großen Mitteln sind die Unterläufe der deutschen Nordseeströme Elbe, Weser und Ems für die beständig steigenden Anforderungen der Seeschiffe durch umfangreiche Baggerungen und durch die Anlage ausgedehnter Leitwerke ausgebaut worden. Den Häfen der Ostsee – namentlich Lübeck, Stettin, Danzig, Königsberg und Stralsund – wurden verbesserte Einfahrten gegeben. Der Kaiser-Wilhelm-Kanal, der nach Vollendung seiner Erweiterungsbauten allen vorhandenen Seeschiffen den Durchgang gewähren wird, verbindet auf deutschem Boden die Nordsee mit der Ostsee und die neuzeitlich ausgebauten Kriegshäfen Wilhelmshaven und Kiel. Eine vollständig durchgeführte Befeuerung der deutschen Küsten sichert die Seeschiffahrt zur Nachtzeit. Gewaltige Schiffe, zu denen die größten gehören, die das Weltmeer jemals befuhren, auf deutschen Werften aus deutschem Stahl erbaut, vermitteln den Verkehr zwischen den deutschen Seehäfen und den Ländern jenseits der Weltmeere.

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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 3. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 1497. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_3.pdf/368&oldid=- (Version vom 20.8.2021)