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ganzen Wesen nach stets die geeignetste Betriebsart für Eisenbahnbetriebe mit großer Dichtheit der Zugsläufe sein, doch setzt er andererseits wegen der hohen festen Kosten, die er verursacht, auch stets einen hohen Grad dieser Betriebsdichtheit voraus, wenn ein wirtschaftlicher Erfolg erzielt werden soll.

Nicht ausgeschlossen erscheint es, daß in der Zukunft die Wünsche nach der Anlage solcher elektrischer Schnellbahnen zwischen benachbarten, in besonders reger geistiger und wirtschaftlicher Wechselwirkung stehenden Schwesterstädten ihrer Verwirklichung entgegengehen werden, nach Bahnen, auf denen – nach dem Vorbilde von Köln-Bonn – die Züge in kurzen Abständen nach starrem Fahrplan und mit Geschwindigkeiten verkehren, die den Durchschnitt unserer heutigen Fahrgeschwindigkeiten vermutlich nennenswert übersteigen werden.

Pflichttreue des Elsenbahnpersonals.

Mag ein solches Zukunftsbild sich nun in kürzerer oder längerer Frist verwirklichen, als feststehend kann heute schon erachtet werden, daß das Eisenbahnwesen Deutschlands, welches in den letzten Jahrzehnten den Anforderungen des sprunghaft steigenden Verkehrs durch gewaltige Steigerungen seiner Leistungen zu genügen vermocht hat, auch in der Zukunft seine Aufgaben ebenso vorbildlich erfüllen und seine führende Stellung in den europäischen Staaten auch ferner behaupten wird, als Ergebnis der Entwickelung der deutschen industriellen Kräfte, sowie der Pflichttreue seines Personals. Wohl kaum in einem anderen Berufe werden an die körperlichen und geistigen Eigenschaften des Einzelnen so harte Anforderungen gestellt wie in dem Dienste der Eisenbahnen. Pünktlichkeit, Gewissenhaftigkeit, Disziplin und Verantwortlichkeitsgefühl müssen hier von jedem Angestellten und von jedem Arbeiter – zurzeit etwa 600 000 Personen – verlangt werden. In Erkenntnis dessen haben die deutschen Eisenbahnverwaltungen es nicht versäumt, die Liebe zum Beruf und den Geist der Zufriedenheit in dem unterstellten Personal durch umfassende Maßregeln der Fürsorge und Wohlfahrtspflege zu fördern, welche anknüpfend an die Kaiserlichen Botschaften vom Jahre 1888 und an die soziale Gesetzgebung des Deutschen Reiches, aber weit über das hierdurch vorgeschriebene Mindestmaß hinausgehend, die Tätigkeit der Eisenbahnverwaltungen seit jener Zeit in stetig steigendem Maße in Anspruch genommen haben. Der angestrebte Erfolg hat diesen Bestrebungen bisher nicht gefehlt und wird ihnen sicherlich auch fernerhin zum Segen des Ganzen nicht fehlen.

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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 3. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 1495. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_3.pdf/366&oldid=- (Version vom 20.8.2021)