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Noch mehr als das höhere landwirtschaftliche Unterrichtswesen ist das mittlere und untere im Laufe der letzten 25 Jahre entwickelt worden. Außerordentlich wurden namentlich die landwirtschaftlichen Winterschulen und die Fortbildungsschulen auf dem Lande vermehrt.

Zusammenstellung.

Die folgende kleine Zusammenstellung gibt einen kurzen und sehr erfreulichen Überblick über:

die landwirtschaftlichen Unterrichtsverhältnisse im Jahre 1913:
1. Landw. Instit.
an Universitäten
und technischen
Hochschulen
2. Landw. Professuren
an Universitäten
und techn. Hochschulen
(ohne Institute)
3. Landw. Akademien
und Hochschulen
4. Pomolog. Institute
und Gärtner-Lehranstalten
5. Kolonialschulen
bzw. -Institute
in Preußen 5 1 2 3 1
insgesamt in Deutschland 9 3 4 3 2
6. Seminare und
Landwirtschaftsschulen
(Mittelschulen)
7. Ackerbau-,
Landw. Winterschulen
und ähnliche
8. Niedere Fachschulen
(Obst-, Wein-, Baum-
Gartenbauschulen usw.)
zuweilen verbunden
mit anderen Lehranstalten
9. Wiesen-
bauschulen
10. Molkerei-
schulen
in Preußen 20 224 23 5 13
insgesamt in Deutschland 28 369 43 7 15
11. Hufbeschlagschulen
und Lehrschmieden
12. Landw. Haus-
haltungsschulen
und ähnliche
(abgesehen von Kursen)
13. Spezialkurse
(ungenau verzeichnet)
14. Ländliche
Fortbildungsschulen
15. Wanderlehrer (ihre Zahl ist
nicht genau zu ermitteln, da die
meisten diesen Beruf im
Nebenamte und
unregelmäßig ausüben)
in Preußen 49 37 über 200 4588
insgesamt in Deutschland 61 69 über 200 4738

Wir dürfen den Ruhm für uns in Anspruch nehmen, zurzeit unter allen Kulturvölkern die zahlreichsten und besten landwirtschaftlichen Unterrichtsanstalten zu besitzen, und daraus dürfen wir die freudige Hoffnung schöpfen, daß, wenn die junge Generation, welche in den letzten 10–20 Jahren ihre Ausbildung erhielt, zur selbständigen Bewirtschaftung herangewachsen sein wird, die Leistungsfähigkeit unserer Äcker, Wiesen, Weiden und Viehbestände gewaltig und nachhaltig anwachsen wird. Die letzten 25 Jahre unseres landwirtschaftlichen Unterrichtswesens können daher als bahnbrechend für die moderne deutsche Landwirtschaft besonders bei den kleinen Besitzern angesehen werden.

Die deutsche Landwirtschaft, wie sie sich im Laufe der letzten 25 Jahre entwickelte, steht auf festen Füßen. Zwar bedarf sie der Zölle auch noch in der Zukunft zum Schutz der nationalen Arbeit. Aber sie hat nichts Ungesundes in sich. Sie ist nicht künstlich hochgezüchtet, sondern sie hat sich selbst heraufgearbeitet und fortgebildet. Einzeln für sich und verbunden miteinander durch strebsame Genossenschaften, Vereine und Gesellschaften haben die deutschen Landwirte rastlos gewirkt und neues lebendiges Leben in Flur und Hof entfacht. Ihre Ausstellungen und vornehmlich die alljährliche der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft tun stets neue Erfolge der Arbeit öffentlich dar. Diese

Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 3. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 1453. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_3.pdf/324&oldid=- (Version vom 20.8.2021)