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Pasteurs weitere Arbeiten betreffen die Schutzimpfungen gegen Tollwut, Milzbrand, Schweinerotlauf, Studien über die Krankheiten des Weins, des Weinessigs, der Krankheiten der Seidenraupe. Für die zuletzt genannten Krankheiten erhielt er 1874 von der Nationalversammlung als Nationalbelohnung eine lebenslängliche jährliche Pension von 12 000 Franken. Nach dem Vorbilde des Pariser Institut Pasteur sind viele andere seinen Namen tragenden in den französisch sprechenden Teilen der Welt errichtet worden.

In seinen Leistungen und Erfolgen ist Robert Koch Pasteur ebenbürtig. Robert Koch (geb. 11 Dezember 1843 in Clausthal im Harz, gestorben 1910 in Berlin) machte seine ersten epochemachenden Arbeiten als Physikus in Wollstein im Kreise Bombst. Sie handeln über die Ätiologie des Milzbrandes (1876), über Ätiologie der Wundinfektionskrankheiten (1878). Seine größte Entdeckung ist in seiner Arbeit „Beiträge zur Ätiologie der Tuberkulose“ (1882) niedergelegt, in der er mitgeteilt, daß es ihm gelungen, in tuberkulösen Organen einen bestimmten, durch Färbung sich genau differenzierenden Bazillus („Tuberkelbazillus“) zu finden, diese Bazillen in Reinkultur zu züchten und mit den Reinkulturen bei Tieren wieder Tuberkulose zu erzeugen. Diese und andere Arbeiten über die Tuberkulose werden für immer zu den klassischen Werken der medizinischen Literatur gehören.

1883 entdeckte R. Koch den Cholerabazillus. Er erfand das „Tuberkulin“ , welches aus den Tuberkelbazillen hergestellt, für die Diagnose und Behandlung der Tuberkulose von großer Bedeutung ist. Er wurde damit der Erfinder der ätiologischen Therapie. Seit 1896 ist Koch mehrfach in den Tropen, besonders in Afrika gewesen, um Tropenkrankheiten (Rinderpest, Malaria, Schlafkrankheit) zu studieren, auch hierbei hat er wertvolle Beobachtungen gemacht.

Entdeckungen von wichtigen Krankheitserregern.

Bleibendes Verdienst erwarb sich Koch durch den Ausbau der bakteriologischen Methodik, von ihm rührt vor allem die Einführung der festen Nährböden (Gelatine, Blutserum) her, wodurch erst eine Reinzüchtung der verschiedenen pathogenen Keime ermöglicht wurde. Es seien einige der wichtigsten genannt: der Typhusbazillus (entdeckt von Eberth, reingezüchtet von Löffler), der Ruhrbazillus (von Kruse und Shiga, Flexner), der Influenzabazillus (1892 von R. Pfeiffer), der Pestbazillus (von Yersin und Kitasato), der Rotzbazillus (von F. Löffler), der Diphtheriebazillus (von Klebs und F. Löffler 1884), der Tetanusbazillus, der Erreger des Starrkrampfs, (von Nicolaier und Kitasato), der Pneumokokkus, der Erreger der Lungenentzündung (von Fraenkel und Weichselbaum) der Gonokokkus, der Erreger des Trippers (von Neißer). Von den genannten Forschern sind Löffler, Pfeiffer, Fraenkel, Kruse, Kitasato Schüler von Koch.

Als weitere Großtat der Bakteriologie soll hier die Entdeckung des Erregers der Syphilis durch Schaudinn und E. Hoffmann (1905) genannt werden, wodurch diese verbreitete Krankheit in ihrem Wesen beträchtlich bekannter und der Bekämpfung zugänglicher geworden ist.

Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 3. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 1354. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_3.pdf/225&oldid=- (Version vom 20.8.2021)