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Station. Nicht nur dadurch, daß auch sie Gelegenheit zur Beschäftigung mit den gerade an den Meerestieren in reicher Fülle sich darbietenden wissenschaftlichen Problemen bietet und den im Binnenland lebenden Zoologen Material für derartige Untersuchungen, sowie zur Bearbeitung beim zoologischen Unterricht liefert, sondern auch durch die Beschäftigung ihres verdienten Leiters und der übrigen ihr angehörigen Gelehrten mit jenen Problemen und ihrer Ausbeutung nach der mehr praktischen (auf Fischzucht und Fischfang bezüglichen) Seite, hat sie eine wichtige Bedeutung für die Entwicklung der Zoologie in Deutschland erlangt.

Diesen beiden marinen Stationen hat sich neuerdings eine dritte biologische Meeresstation an die Seite gestellt, die aus bescheidenen Anfängen hervorgegangene, nämlich als Fangstation des Berliner Aquariums entstandene Zoologische Station in Rovigno (Istrien). Da sie jetzt unter die Obhut der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft genommen ist und mit deren reichen Mitteln neu ausgestattet wird, haben wir damit schon ein drittes, seit der Regierungszeit unseres Kaisers begründetes, besonders wichtiges biologisches Institut zu nennen, welchem wie den anderen mittelbar oder unmittelbar die Pflege wissenschaftlicher Bestrebungen obliegt und welches sich gewiß als sehr bedeutungsvoll für unsere Wissenschaft erweisen wird, soweit dies nicht bereits geschah.

Während die genannten Meeresstationen in der Hauptsache wissenschaftliche Zwecke verfolgen, ist die Aufgabe einer Reihe anderer, ebenfalls im Lauf der letzten 2½ Jahrzehnte gegründeten Stationen an Landseen und im Binnenlande großenteils praktischen Zwecken gewidmet. Diese entweder selbständig bestehenden oder anderen Anstalten angegliederten Institute wollen die Verbreitung und Lebensweise der Süßwasser- und Landtiere im Hinblick auf ihre praktische Bedeutung für die Volkswirtschaft (Fischerei, Wein-und Obstbau, Forst- und Landwirtschaft, Bienenzucht u. a.) studieren. Es handelt sich darum, die Lebensbedingungen und die Entwicklung nützlicher und schädlicher Tiere kennen zu lernen, um je nachdem ihre Ausbreitung zu befördern oder einzuschränken. Besonders weit ist man damit, zumal im Vergleich mit anderen Ländern, besonders den Vereinigten Staaten von Nordamerika, bei uns noch nicht gekommen, aber wir dürfen von diesen Bestrebungen in Zukunft gewiß noch viel erwarten, um so mehr, je bessere Unterstützung sie von seiten der Regierungen erfahren. Um sie in systematische Bahnen zu leiten und nach Möglichkeit zu fördern, hat sich gerade jetzt eine größere Zahl deutscher Zoologen zur Gründung einer Gesellschaft für praktische Entomologie zusammengetan.

Deutsche Zoologische Gesellschaft.

Der Pflege der Zoologie und ihrer einzelnen Zweige gewidmete Gesellschaften hat es schon lange gegeben, zumeist handelt es sich bei ihnen um die Beschäftigung mit solchen Tiergruppen, die sich wie die Vögel, Insekten und Weichtiere von jeher allgemeiner Beliebtheit erfreuten, also um ornithologische, entomologische und konchyologische Gesellschaften. Wenn diese Gesellschaften eine weite Verbreitung erlangten und eine für die Förderung der Liebe zur Natur recht segensreiche Tätigkeit entfalten, aber auch in wissenschaftlicher Hinsicht innerhalb ihres beschränkteren Gebietes tüchtige Leistungen aufzuweisen haben, so setzte sich die im Jahr 1890 gegründete Deutsche

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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 3. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 1333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_3.pdf/204&oldid=- (Version vom 20.8.2021)