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von kolloidalem Palladium, ebenso von der Übertragung von Wasserstoff auf ungesättigte Kohlenstoffverbindungen in Berührung mit fein zerteiltem Nickel wird später die Rede sein.

Metallegierungen.

Über Metallegierungen ist in rein wissenschaftlicher Richtung besonders von Tammann, ebenso auch von anderen Forschern in technischer Absicht außerordentlich viel gearbeitet worden. Sehr bemerkenswert sind die 1903 von Fritz Heusler aufgefundenen magnetischen Legierungen aus unmagnetischen Metallen, wie Mangan, Zinn, Kupfer, Aluminium, Arsen, Antimon, Wismuth und Bor.

Metalle und Wasserstoff.

Viel leichter, als man vermuten konnte, vereinigen sich besonders die Alkali- und Erdalkali-, sowie auch Erdmetalle mit Wasserstoff zu konstant zusammengesetzten Hydriden. Im Jahre 1902 zeigte dies Moissan für die Alkali- und Erdalkalimetalle, Gautier in Paris für die Erdalkalimetalle unter Verwendung ihrer Kadmiumlegierungen, Muthmann für Cer und Lanthan. Das wichtigste Hydrid ist das Kalziumdihydrid, das mit Wasser umgesetzt zur raschen Darstellung von Wasserstoff dienen kann.

Quarzglas, Uviolglas, Synthetische Rubinen und Saphire.

In der hohen Temperatur des elektrischen Ofens werden nicht nur die beständigsten Metalloxyde durch Kohlenstoff reduziert, sondern sie lassen sich auch schmelzen. Im Knallgasgebläse läßt sich Bergkristall schmelzen und zu durchsichtigen Apparaten verarbeiten, deren fast unglaubliche Unempfindlichkeit gegen schroffe Temperaturänderungen für die Ausführung vieler chemischer Versuche besonders wertvoll ist. Wegen ihrer Durchlässigkeit für ultraviolette Strahlen dienen solche Gefäße aus geschmolzenem Bergkristall zur Herstellung der Quarzquecksilberlampe der Firma Heraeus. Um die Herstellung von chemisch widerstandsfähigen Glassorten, sogenanntem Normalglas, machten sich auf Grund zahlreicher wissenschaftlicher Versuche die Firmen Schott und Zeiß verdient. Die Uviolquecksilberlampe von Schott ist aus dem für ultraviolette Strahlen durchlässigen Uviolglas angefertigt. In der Knallgasflamme wird nach dem 1902 von Verneuil in Paris erfundenen Verfahren der Rubin in höchster Vollkommenheit synthetisch dargestellt. Auf dieselbe Weise hat Hermann Wild synthetische Saphire gewonnen.

Metallnitride.

Außer den weiter oben erwähnten stickstoffwasserstoffsauren Metallsalzen oder Metallaziden, in denen drei untereinander verbundene Stickstoffatome auf eine Metallwertigkeit kommen, bildet der Stickstoff mit vielen Metallen sogenannte Nitride, bei denen jede der drei Stickstoffvalenzen, wie bei dem Borstickstoff, durch eine Metallvalenz befriedigt ist. Diese Nitride zersetzen sich im Gegensatz zu den gegen Wasser beständigen Metallaziden mehr oder weniger leicht mit Wasser unter Entwicklung von Ammoniak und Bildung von Metallhydroxyden. Maquenne in Frankreich stellte 1892 durch Erhitzen der Erdalkalimetallamalgame im Stickstoffstrom die Erdalkalinitride dar. Daß die leichte Entstehung der Nitride von Lithium und Magnesium zur Wegnahme des Luftstickstoffes bei der Bereitung der Edelgase verwendet wird, findet sich weiter oben bereits erwähnt. Die Nitride von Cer und

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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 3. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 1304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_3.pdf/175&oldid=- (Version vom 20.8.2021)