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Eisen rasch abkühlte. Auch geschmolzener Olivin löst, wie Immanuel Friedländer 1898 zeigte, Kohlenstaub auf, der sich beim Erkalten in Form sehr kleiner Diamanten wieder abscheidet. R. v. Haslinger erhielt aus Kohle, die er in Schmelzen von der Zusammensetzung der den Diamant führenden Gesteine auflöste, beim Erkalten mikroskopisch kleine Diamanten.

Die metallischen Elemente.

Die Atomgewichte der Elemente sind im Verlauf der letzten 26 Jahre fast alle genauer bestimmt worden. Die Methoden zur Trennung der nahe miteinander verwandten Elemente hat man verbessert und einige neue Elemente entdeckt oder schon bekannte in reinerem Zustande dargestellt. 1904 trennten Urbain und Lacombe in Frankreich das Europium von Samarium. 1905 erwies Urbain das Terbium sicher als eigenartiges Element. 1908 zerlegten Urbain einer- und Auer von Welsbach andererseits das Ytterbium in Neo-Ytterbium oder Aldebaranium und Lutetium oder Cassiopeium. Durch Schmelzelektrolyse ihrer Chloride stellte Muthmann im Verein mit mehreren Schülern von 1901 an die seltenen Elemente Cer, Lanthan, Neodym, Praseodym und Samarium in so großen Mengen rein dar, daß ihre physikalischen und chemischen Eigenschaften genauer untersucht werden konnten. Im elektrischen Ofen gelang es Moissan 1903, Chrom, Mangan, Molybdän, Wolfram, Uran, Vanadin, Zirkonium, Titan, Silizium und Aluminium aus ihren Oxyden mit Kohlenstoff zu reduzieren. Allerdings waren die Metalle meist mit einer mehr oder weniger großen Menge von Metallkarbid verunreinigt. Das Schmelzverfahren in elektrischen Ofen hat auch in der Technik Eingang gefunden. Die Reduktion von Oxyden mittelst Magnesium lehrten Gattermann 1889 und Clemens Winkler 1890 kennen. Unterwirft man Siliziumdioxyd und Bortrioxyd der Einwirkung von Magnesium, so verbinden sich Silizium und Bor mit Magnesium, wenn man es im Überschuß anwendet. Noch geeigneter zur Reduktion mancher Metalloxyde als Magnesium ist, wie Th. Goldschmidt 1895 zeigte, Aluminium. Man mischt die Oxyde mit der berechneten Menge Aluminium und leitet die Reaktion von der Oberfläche der Mischung durch eine Zündmasse ein. Auf diese Weise kann man Eisen, Mangan, Chrom und andere Metalle aus ihren Oxyden abscheiden. Die Reaktionstemperatur steigt auf 3000°, daher schmelzen nicht nur die reduzierten Metalle, sondern auch das daneben entstandene Aluminiumoxyd. Ein Gemisch von Aluminium und Eisenoxyd, „Thermit“ genannt, findet technische Verwendung. Für die Glühlampenindustrie ist es wichtig, daß Werner von Bolton im Laboratorium der Firma von Siemens und Halske das hochschmelzende Tantal im duktilen Zustand herstellen konnte. Am höchsten von allen bekannten Metallen schmilzt das Wolfram, bei 2965° nach Pirani und Meyer, bei 2800° nach K. v. Wartenberg, das das Tantal allmählich verdrängt, nachdem der Amerikaner Witney es neuerdings zu feinsten Drähten ausziehen lehrte.

Daß fein zerteilte Metalle als Katalysatoren zu wirken vermögen, wurde bereits weiter oben bei der Synthese von Ammoniak angeführt. Von vielen Metallen sind in den letzten 20 Jahren, in denen die Kolloidchemie, besonders in Deutschland, sich rasch entwickelte, kolloidale Lösungen hergestellt worden. Von der Reduktion organischer Verbindungen durch Wasserstoff bei gewöhnlicher Temperatur unter Vermittlung

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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 3. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 1303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_3.pdf/174&oldid=- (Version vom 20.8.2021)