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der Erde, mittels genauester Zeitbestimmungen, allgemein anerkannte Fortschritte erzielt worden[WS 1] von Clemens Riefler in München, der, theoretisch beraten durch von Seeliger, die Leistungen der Pendeluhren außerordentlich verbessert und gesichert hat, aber zu allgemeinem Leide im letzten Jahre dahingegangen ist. Er hat fast für alle Seiten der Verfeinerung und Sicherung der Pendeluhren, sowohl in betreff der Schwingungseinrichtungen als auch des luftdichten Einschlusses oder der Kompensation gegen Temperatur- und Luftdruckschwankungen, überaus Wertvolles geleistet, wobei ihm insbesondere auch das geodätische Institut in Potsdam durch Wanach’s sorgfältige Prüfungen und Zeitmessungen wesentliche Hilfe gewährt hat. Auch die Sternwarten Hamburg und Berlin haben zu diesen Vervollkommnungen der Zeitmessung und Zeitregelung beigetragen, ebenso auch der Leiter der Uhrmacherschule zu Glashütte, Strasser.

Die Orts-und Helligkeits-Bestimmungen am Sternhimmel.

Zu dem oben erwähnten, durch von Auwers geleiteten internationalen Unternehmen der Ortsbestimmung und Helligkeitsschätzung von nahezu 200 000 Fixsternen bis zur sogenannten neunten Größe durch Fernrohr und Auge ist auf dem Potsdamer Astrophysischen Observatorium im letzten Vierteljahrhundert hinzugekommen die photometrische Bestimmung der Helligkeiten von 14 200 Sternen bis zur Größe 7,5 durch Müller und Kempf in der sogenannten „Potsdamer photometrischen Durchmusterung“.

Alle die verfeinerten und erweiterten Ortsbestimmungen zahlreicher Fixsterne an der Himmelsfläche haben natürlich auch die Fragen gewaltig angeregt nach ihren Entfernungen und nach dem ganzen Bau der uns umgebenden Sternenwelt, sowie nach den Gesetzen der aus allen diesen Messungen und ihren Vergleichungen mit früheren (wenngleich erst viel weniger zahlreichen) Messungen hervorgehenden Orts- und Helligkeitsveränderungen der Sterne.

Die Örter und die wirklichen oder scheinbaren Ortsveränderungen der sogenannten Fixsterne an der Himmelsfläche werden ja zunächst durch zwei sogenannte Fixpunkte bestimmbar. Aber diese beiden Fixpunkte, nämlich erstens der Polpunkt (der scheinbare Drehpunkt des Sternhimmels), in welchem die Verlängerung der Drehungsachse des Erdkörpers die Himmelsfläche trifft, und zweitens derjenige Punkt, in welchem eine zur jeweiligen Lage der Erdbahnebene rechtwinklige Richtung die Himmelsfläche trifft (der sogenannte Pol der Erdbahn), sind selber ebenso wie die Fixsternörter langsam und gesetzmäßig veränderlich. (Es wird gestattet sein, bei dieser kurzen Betrachtung nur ganz beiläufig zu erwähnen, daß zu jedem der beiden Fixpunkte noch je ein zweiter, ihm an der scheinbaren Kugelfläche des Himmels diametral gegenüberliegender gehört.) Die Ortsveränderungen dieser Fixpunkte an der Himmelsfläche werden verursacht durch die gegenseitigen Anziehungswirkungen, welche innerhalb unseres Planetensystems stattfinden, und welche insbesondere auch auf die Lage der Drehungsachse des Erdkörpers durch Mond und Sonne ausgeübt werden, wodurch eine unablässige, sehr erhebliche Veränderung der Richtung dieser Achse im Raume stattfindet, von welcher Veränderung oben bereits die Rede war. Für die Berechnung der hierdurch bewirkten Wanderung des

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: werden
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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 3. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 1266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_3.pdf/137&oldid=- (Version vom 20.8.2021)