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und Maschinenschreiben geboten; wenn ausreichende Zeit zur Verfügung steht, auch Unterricht in fremden Sprachen.

Auf die Einrichtung der Mädchen-Fortbildungsschulen wird später in anderem Zusammenhange näher eingegangen werden.

Ausbildung der Lehrer.

Der größte Teil des Unterrichts an den Fortbildungsschulen wird noch immer von Volksschullehrern im Nebenamte erteilt. Diese waren hierzu ohne weiteres befähigt, solange sich die Fortbildungsschule von den Bahnen der Volksschule nicht weit entfernte. Als aber der gewerbliche Charakter des Unterrichts zur Geltung kam, erwies sich bald, daß auch der tüchtige Volksschullehrer ohne besondere Anleitung zur Durchführung der neuen Lehrpläne nicht imstande war. Man zog Techniker und Handwerksmeister zur Erteilung des Unterrichts heran und machte damit gute Erfahrungen, wenn diese hinreichendes Lehrgeschick von Hause besaßen oder sich erarbeiteten. Allgemein aber trat die Notwendigkeit hervor, für eine besondere Ausbildung der an der Fortbildungsschule tätigen Lehrer, der Berufslehrer sowohl wie der Praktiker, zu sorgen. Für die große Zahl der im Nebenamt mit wenigen Stunden an der Fortbildungsschule beschäftigten Lehrer mußten und müssen Kurse von wenigen Wochen ausreichen, in denen eine notwendige Anleitung zur Aneignung und zur zweckmäßigen Behandlung des Lehrstoffes geboten wird.

Gründlicher mußte für die Lehrer gesorgt werden, die den Unterricht an der Fortbildungsschule als Lebensberuf ergreifen wollen. Für die hauptamtlichen Lehrer der kaufmännischen Fortbildungsschulen ist schon seit Ende des vorigen Jahrhunderts dadurch gesorgt worden, daß die Handelshochschulen die Ausbildung von Handelslehrern unter ihre Aufgaben aufnahmen und auch die Möglichkeit boten, die Ausbildung durch Ablegung einer Prüfung abzuschließen. Für die Ausbildung der hauptamtlichen Lehrer an gewerblichen Fortbildungsschulen hat zuerst Baden gesorgt, indem es an der Großherzoglichen Baugewerksschule in Karlsruhe eine besondere Abteilung zur Heranbildung von Gewerbelehrern einrichtete. Neuerdings ist auch Sachsen mit Schaffung einer ähnlichen Einrichtung bei der Gewerbe-Akademie in Chemnitz und Preußen durch Eröffnung eines Seminarkurses von einjähriger Dauer in Charlottenburg gefolgt.

Fachschulen.

Entwicklung.

Mehr noch, wie von den Fortbildungsschulen, kann man von den Fachschulen sagen, daß zu Beginn der Periode 1888–1913 nur Anfänge vorhanden waren, und nicht einmal immer viel versprechende. Nicht daß an den maßgebenden Stellen die Einsicht gefehlt hätte, was not tat und welche Bedeutung gut eingerichtete Fachschulen erlangen können. Es waren gerade zu jener Zeit in Nord- wie in

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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 2. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 1137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_2.pdf/700&oldid=- (Version vom 20.8.2021)