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Entwicklung freilich, die das deutsche Bankwesen genommen hat, und die es gerade in seinen größten Instituten immer mehr auf das reguläre Bankgeschäft hindrängt, hat es mit sich gebracht, daß der ganze Betrieb in mancher Hinsicht bureaukratisch, schematisch werden mußte, und das dient nicht gerade der Auslese der Tüchtigsten. Für die Mehrzahl der Bankangestellten kommt es heute mehr auf Fleiß, Pünktlichkeit, Gewissenhaftigkeit an, als auf besondere geistige, schöpferische Qualitäten, die zu betätigen sie nicht allzu häufig Gelegenheit haben. Immer mehr bildet sich unter den Tausenden der Beamtentypus aus, und demgemäß haben sich die sozialen Einrichtungen gestaltet, die die Banken zugunsten ihrer Angestellten getroffen haben und weiterhin treffen werden. Und so wird die Auslese für die leitenden Stellen nicht immer leicht sein, da die Gelegenheit sich auszuzeichnen seltener geboten ist. Noch haben wir unter den Leitern unserer großen deutschen Banken eine Anzahl bedeutender Männer; ihrer Tatkraft, ihrer Intelligenz, ihrer unermüdlichen Hingabe an die große Aufgabe ihres Berufs hat Deutschland nicht zum wenigsten seine wirtschaftliche Blüte zu verdanken. Hoffen wir, daß es den deutschen Banken nie an einem Nachwuchs fehlen möge, der diesen Fürsten der Handelswelt gleicht oder ihnen doch wenigstens nahe kommt!

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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 2. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 758. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_2.pdf/321&oldid=- (Version vom 20.8.2021)