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Stellen wir, um das Zunahmeverhältnis der einzelnen Positionen zu ermitteln, die Zahlen von 1872 und 1891 dem Stand von 1912 gegenüber, so ergibt sich das folgende:

  Zunahme der
Einfuhr Ausfuhr
gegen 1872 gegen 1891 gegen 1872 gegen 1891
absolut % absolut % absolut % absolut %
Nahrungs- u. Genußmittel 2 329,0 267,2 1 687,5 111,4 294,0 58,3 359,2 81,9
Rohstoffe für Industriezwecke usw. 4 207,0 251,1 4 149,8 239,4 1 584,0 201,4 1 683,2 244,8
Fabrikate 898,6 126,7 704,0 73,7 4 760,4 463,5 3 738,2 182,4

Die Position Nahrungs- und Genußmittel steht in bezug auf die Steigerung der Einfuhr an der Spitze, soweit es sich um die Periode 1872–1912 handelt, während im Hinblick auf die Periode 1891–1912 die Rohstoffe den ersten Platz einnehmen. Die Einfuhr an Fabrikaten hat sich demgegenüber nur recht gering vermehrt. In der Ausfuhr spielt die Steigerung der Nahrungs- und Genußmittel mit die bescheidenste Rolle. Daß sie in der zweiten Periode etwas stärker ist, beruht auf dem zunehmenden Export von Zucker, Bier, Wein, Schokolade usw. Die eigentlichen Nahrungsmittel treten mit Ausnahme des Roggens ganz zurück. Die Viehausfuhr ist völlig ohne Bedeutung. Im übrigen kann hier auf die früheren Ausführungen verwiesen werden. Ganz besonders fällt bei der Ausfuhr die Vermehrung der Fabrikate auf: 463,5% seit 1872! Auch die Halbfabrikate treten mit einer starken Ausfuhrsteigerung in die Erscheinung.

Von Interesse ist es weiter, zu untersuchen, welche Vermehrung des Außenhandels von 1872–1897 einerseits und 1897–1912 anderseits zu verzeichnen ist. Das Resultat sieht so aus:

  Zunahme der
Einfuhr Ausfuhr
1872−1897
%
1897−1912
%
1872−1897
%
1897−1912
%
Nahrungs- u. Genußmittel 85,1 98,2 2,3 54,8
Rohstoffe für Industriezwecke usw. 25,3 180,1 3,6 190,9
Fabrikate 36,1 66,5 124,4 151,1

Hier zeigt sich deutlich, daß die Ausfuhr von Halb- und Ganzfabrikaten seit 1897 (16 Jahre) gegenüber der ersten Periode (23 Jahre) sehr erhebliche Fortschritte gemacht hat.

Aus der industriellen Außenhandelsbewegung sei im übrigen das folgende hervorgehoben. Die Einfuhr von Eisenerzen hat erheblich zugenommen, anderseits ist aber die Ausfuhr von Roheisen gewaltig gestiegen. Ähnlich liegen die Verhältnisse bei den meisten andern Erzen: Kupfer, Blei, Zink, Nickel, deren Bezug seit 1872 zum Teil verzehnfacht ist. Eine zweite Kategorie von Rohstoffen – Flachs, Hanf, Jute, Baumwolle und Schafwolle – zeigt gleichfalls enorme Einfuhrzunahmen. Im Jahre 1872 schickte Deutschland für diese letztgenannten Produkte ca. 297,2 Millionen Mark ins Ausland, gegenwärtig aber für mehr als eine Milliarde Mark. Dieselben Entwicklungstendenzen zeigt die Einfuhr

Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 2. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 710. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_2.pdf/273&oldid=- (Version vom 20.8.2021)