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Wenn es möglich sein wird, durch einheitliche Regelung von seiten der Regierung aus die Elektrizitätsversorgung Deutschlands in richtige Bahnen zu lenken, wird es sich immer mehr einführen, die Elektrizität von Kraftwerken aus zu beziehen und sie nicht selbst zu erzeugen. Dadurch werden die zurzeit noch außerordentlich bedeutenden Einzelanlagen mit der Zeit immer mehr zu Anschlußanlagen werden. Augenblicklich sind aber die Einzelanlagen noch von besonders großer Bedeutung in Deutschland. Sie übertreffen die Leistung der Elektrizitätswerke jetzt noch um ungefähr das Fünffache. Diese Einzelanlagen haben sich außerordentlich schnell entwickelt. Während im Jahre 1891 die Leistung derselben nur 54 000 kW betragen hat, war sie im Jahre 1906 schon auf 3 400 000 kW gestiegen. Im Jahre 1911 betrug die Leistung der Einzelanlagen 6 700 000 kW, so daß sie zurzeit auf ungefähr 8 500 000 kW geschätzt werden kann. Die Elektrizitätserzeugung dieser Anlagen hat im Jahre 1891 etwa 40 Mill. kW-Stunden betragen, stieg im Jahre 1906 auf ungefähr 4000 Mill. kW-Stunden und wird jetzt ungefähr 11 000 Mill. kW-Stunden sein. Die gesamte, in elektrischen Anlagen vorhandene Maschinenleistung (Elektrizitätswerke und Einzelanlagen) ist durch nachstehende Tabelle gegeben:

Jahr Leistung in Mill. kW
Elektr.-
Werke
Einzel-
anlagen
Summe
1891   0,01 0,05 0,06
1899   0,15 1,2 1,4
1905   0,52 3,0 3,5
1911   1,31 6,7 8,0

Unter den Einzelanlagen gibt es solche, deren Größe den Elektrizitätswerken unserer größten Städte vielfach gleichkommt. Es sei hier z. B. auf die Elektrizitätserzeugungsanlage der Gewerkschaft Deutscher Kaiser hingewiesen. Diese hat eine Größe wie ungefähr die Elektrizitätswerke für die Stadt Berlin. Die Anlage der Gewerkschaft Deutscher Kaiser erzeugte im Jahre 1911 schon ungefähr 170 Mill. kW-Stunden und wird jetzt 200 Mill. pro Jahr schon überschritten haben.

Es ist interessant, noch zu sehen, welche Industriezweige die Hauptverwendung für Elektrizität haben. Von den im Jahre 1911 insgesamt erzeugten ungefähr 10 000 Mill. kW-Stunden, von denen in Einzelanlagen ca. 8400 Mill., in Elektrizitätswerken ca. 1600 Mill. hergestellt wurden, sind verbraucht worden:

in Bergwerken ca. 1600 Mill. kW-Stunden;
in Hüttenwerken ca. 2000 Mill. kW-Stunden;
in großen Maschinenfabriken ca. 1300 Mill. kW-Stunden;
für elektrochemische Zwecke ca. 350 Mill. kW-Stunden;
für Straßenbahn ca. 600 Mill. kW-Stunden;
für Staatsbahn ca. 200 Mill. kW-Stunden.

Elektrische Bahnen.

Einen wichtigen Zweig des elektrischen Kraftbetriebes stellen die elektrischen Bahnen dar; trotzdem erst im Jahre 1891

Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 2. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 574. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_2.pdf/137&oldid=- (Version vom 20.8.2021)