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Man ersieht auch hier wieder eine gleichmäßig fortschreitende Entwicklung. Die Leistung der elektrischen Anlagen steigt beständig und es hat sich durch eine besondere Untersuchung des Verfassers[1] ergeben, daß sie sich ungefähr alle 4 bis 5 Jahre verdoppelt.

Es ist zu hoffen, daß diese Entwicklung auch weiterhin bestehen bleibt. Die besten Anzeichen hierfür sind vorhanden.

Die Zahl der jährlich hergestellten Glühlampen gibt gleichfalls ein gutes Bild für die Leistungsfähigkeit dieses Industriezweiges. Durch die von diesen Glühlampen erhobene Steuer ist man in die Lage versetzt, ihre Zahl genau zu kennen. Es wurden im letzten Jahre in Deutschland insgesamt 97¼ Millionen Glühlampen hergestellt, von denen 61 Millionen in das Ausland gingen.

Die deutsche Elektrizitätsindustrie auf dem Weltmarkt.

Das Beispiel der Glühlampenindustrie zeigt schon, eine wie hervorragende Bedeutung der Weltmarkt für die gesamte deutsche Elektrotechnik besitzt. Hierbei muß allerdings berücksichtigt werden, daß gerade dieses Fabrikat verhältnismäßig am meisten ins Ausland versandt wird. Die deutsche Glühlampentechnik beherrscht zusammen mit derjenigen Amerikas fast den gesamten Weltmarkt. Aber auch auf anderen Gebieten hat die Elektrotechnik sich zu einer bedeutenden Exportindustrie entwickelt. Wie schon vorstehend angegeben worden ist, wird ungefähr ¼ der gesamten Produktion in das Ausland versandt. Da noch eine Reihe von anderen Ländern eine bedeutende elektrische Industrie besitzt, ist ein so beträchtlicher Einfluß auf dem Weltmarkt nur dadurch zu erreichen gewesen und aufrecht zu erhalten, daß die deutsche Elektrizitätsindustrie stets mit an erster Stelle in Rücksicht auf die anderer Länder steht. Das dürfte wesentlich auf die vorzügliche Ausbildung, welche unsere Ingenieure auf den technischen Hochschulen erhalten, zurückzuführen sein. Das Maß von theoretischem Können, welches in der Elektrizitätsindustrie notwendig ist, ist ein im Verhältnis zu anderen Industriezweigen ungewöhnlich großes, und es zeigt sich hier in besonderem Maße die gute theoretische Ausbildung, welche unsere Hochschulen den Studierenden mit auf den Weg geben.

Über die Entwicklung des Spezialhandels in elektrotechnischen Erzeugnissen der letzten Jahre gibt nachstehende, den Vierteljahresheften der Statistik des Deutschen Reiches entnommene Tabelle Aufschluß. Es hat sich der deutsche Export in dem Zeitraum von 1908 bis 1912 dem Gewicht nach von 806 402 Doppelzentner auf 1 193 025 Doppelzentner entwickelt. Dem Werte nach stieg der Export von 179 441 000 M. auf 239 699 000 M. Den Hauptarbeitsgebieten nach geordnet stellt sich die Ausfuhr im Jahre 1912 wie nebenstehende Tabelle zusammen.

Ungefähr ¾ des Exports geht in das europäische Ausland, während ¼ nach den anderen Erdteilen gesandt wird.


  1. Siehe ETZ 1913, Seite 528.
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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 2. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 564. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_2.pdf/127&oldid=- (Version vom 20.8.2021)