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weiteres Sinken der Preise auf dem Kautschukmarkte allerdings stark in Mitleidenschaft gezogen werden können. In Togo nahmen die Eingeborenen-Kulturen von Kakao, Baumwolle und Kokospalmen langsam zu. In Neuguinea kamen die Kokospflanzungen immer mehr in das ertragsfähige Alter, so daß die Ausfuhr der Pflanzungs-Kopra fast die der Handels-Kopra erreichte, während in Samoa die Anpflanzungen von Kautschuk und Kakao weitere Fortschritte machten. Das Rückgrat der Samoanischen Kulturen ist indes die Kokospalme geblieben, deren Ertragsfähigkeit durch den gefährlichen, sofort energisch bekämpften Nashornkäfer erfreulicherweise bisher nicht merklich gemindert worden ist. An der einen Wert von 3½ Mill. M. repräsentierenden Kopra-Ausfuhr sind die Eingeborenen-Kulturen mit einem dreimal höheren Betrage, als die Pflanzungen der Weißen beteiligt. Auch im Schutzgebiete Neuguinea treten alle übrigen Kulturen gegen die der Kokospalme weit zurück, namentlich im Bismarckarchipel und in dem später erworbenen Inselgebiet. Die Kopra-Ausfuhr aus dem gesamten Schutzgebiet, die überwiegend aus Eingeborenen-Kulturen stammt, erreichte im Jahre 1911 einen Wert von 4½ Mill. M. Übertroffen wird dem Werte nach die Kopra-Ausfuhr nur durch den Export der von der Deutschen Südseephosphatgesellschaft auf Angaur und der Pacific Phosphate Co. auf Nauru gewonnenen Phosphate, der sich 1910 auf 9½, im Jahre 1911 auf 6½ Mill. M. belief.

Weißensiedelung in tropischen Hochländern.

Die Kritik, welche an dem Verhalten der Regierung gegenüber weißen Siedelungen, insbesondere auch an Art und Tempo der Besiedelung der höher gelegenen Teile Ostafrikas im Schutzgebiet selbst und außerhalb desselben geübt wurde und die im Reichstage ein lebhaftes Echo fand, führte auf Initiative des Leiters der Kolonialverwaltung im Herbst 1908 zur Entsendung einer aus 7 bis 8 Mitgliedern bestehenden Kommission zu dem Zwecke der Untersuchung der ostafrikanischen Hochländer auf ihre Besiedelungsfähigkeit. Die Reise wurde auch auf die beiden englischen Nachbarkolonien im Norden und Süden ausgedehnt. Auf Grund eingehendster 7 monatlicher Studien kam die Kommission zu dem Schluß, daß größere Gebiete im Norden und Süden Ostafrikas für eine voraussichtlich dauernde und generationsweise Besiedelung mit Weißen geeignet erschienen, da die praktische Erfahrung an den im tropischen Höhenklima von 1200–2000 m ansäßigen Weißen ergeben habe, daß die Männer ihre Lebensfähigkeit, die Frauen ihre Gebärtüchtigkeit behalten hätten, die heranwachsende nächste Generation körperlich, intellektuell und moralisch vollwertig geblieben, und Zeichen irgend welcher Degeneration nirgends zu finden gewesen seien. Die Reise hatte den unmittelbaren Erfolg, daß der von der Kommission warm befürwortete Weiterbau der Usambarabahn beschlossen wurde, nach deren Fortführung bis zum Kilimandjaro wenigstens dies Gebiet von britischen Transportmitteln unabhängig geworden ist, und eine landwirtschaftliche Versuchsstation am Kilimandjaro angelegt wurde.

Kupfer und Diamanten.

In Südwestafrika war die Entwicklung am einschneidendsten, nicht auf dem Gebiete der Farm- und

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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 1. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 438. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_1.pdf/454&oldid=- (Version vom 12.12.2020)