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Infanterie und die Pioniere wurden mit Küchenwagen ausgerüstet, von denen jede Kompagnie einen erhalten soll. Bei der Kavallerie wurde ein neuer Armeesattel eingeführt; es führt ferner jedes Regiment jetzt zwei leichte Brückenwagen und einen Telegraphenwagen mit, nachdem die anfänglich eingeführten schwerfälligen Faltbootwagen wieder abgeschafft worden sind. Kleinere Uniformänderungen und Einführung verschiedener Abzeichen können hier nicht näher berührt werden.

Auch hat es der Raum nicht gestattet, auf die verschiedenen Etatsänderungen, die Vermehrung und Verteilung der Munitionskolonnen, sowie auf die Ausgestaltung der Behörden und Mobilmachungsvorbereitungen näher einzugehen. Nur kurz sei auf einige wesentliche Punkte hingewiesen.

Die Zahl der Armeeinspektionen war auf 7, die der Pionierinspektionen auf 4 erhöht worden. Die Anzahl der Bezirkskommandos allmählich auf 303 vermehrt.

Organisation der Behörden.

Auch innerhalb der Organisation des Kriegsministeriums waren mannigfache Veränderungen eingetreten. Als die wichtigste kann wohl die 1898 erfolgte Errichtung einer Feldzeugmeisterei bezeichnet werden, die an Stelle des allgemeinen Kriegsdepartements die Aufsicht über Beschaffung, Anfertigung und Verwaltung der Streitmittel sowie über das hierbei beschäftigte Personal übernahm und dadurch das Ministerium bedeutend entlastete; diesem verblieb die Bestimmung über die Einführung neuer Waffen. Der Feldzeugmeisterei wurden unterstellt die Inspektion der technischen Institute der Infanterie und Artillerie, die Artilleriedepot-Inspektionen mit 4 Artilleriedepot-Direktionen, die Traindepot-Inspektion mit anfangs 4, jetzt 2 Traindirektionen und den Traindepots, endlich die Inspizienten der Waffen und des Artilleriematerials. In Bayern und Sachsen wurden ähnliche Anordnungen getroffen. Das Remontewesen wurde im ganzen Reich geregelt und erweitert; Unteroffizierschulen und Unteroffiziervorschulen wurden vermehrt. Von besonderer Wichtigkeit endlich für die gesamte Ausbildung war die Beschaffung großer Truppenübungsplätze, deren zurzeit 24 im Deutschen Reich vorhanden sind; sie dienen zugleich als Artillerieschießplätze. Von Grund aus neu gestaltet wurde das Militärgerichtswesen. Auch das Sanitäts- und Veterinärwesen erfuhr verschiedene grundsätzliche Änderungen. Auf alle diese Dinge näher einzugehen, verbietet der Raum. Dagegen muß wenigstens kurz der Entwickelung des Generalstabs Erwähnung geschehen, in dem sich neben dem Kriegsministerium das gesamte Leben der Armee wie in einem Brennpunkt konzentriert, in dem die geistigen Kräfte des Heeres zu praktischer kriegerischer Betätigung herangebildet werden. Er hat in den letzten 25 Jahren eine wesentliche Erweiterung erfahren, die teils durch die Neuformationen bedingt war, teils aber auch durch die großen Wandlungen und Neuerrungenschaften des Kriegswesens, die den genannten Zeitabschnitt kennzeichnen, und durch die zum Teil großartige Entwickelung der Heere anderer Staaten.

Schon im Jahre 1889 wurden statt des Generalquartiermeisters drei Oberquartiermeister ernannt, denen 1894 der Chef der Landesaufnahme als vierter zugesellt

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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 1. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 375. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_1.pdf/391&oldid=- (Version vom 14.9.2022)