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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 1 |
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erwerben, ist sehr bedauerlich. Eine Herabsetzung der Altersgrenze auf das 65. Lebensjahr ist dringend erforderlich. Schon im bisherigen Rechte fand sich die sogen. Krankenrente vor; das ist die Rente des Versicherten, der nicht dauernd invalide ist, aber während 26 Wochen ununterbrochen invalide gewesen oder nach Wegfall des Krankengeldes invalide geblieben ist. Recht dankenswert ist die neu eingeführte Kinderzuschußrente, die dem Empfänger der Invalidenrente gewährt wird, wenn er Kinder unter 15 Jahren hat. Neu sind durch die Reichsversicherungsordnung die Witwen-, Waisen- und Witwerrenten hinzugekommen, ferner die einmaligen Leistungen des Witwengeldes und der Waisenaussteuer – als Anfänge einer zu höheren Gewährungen fortschreitenden Gesetzgebung aller Achtung wert. Die Unterbringung des Rentenempfängers in ein Invaliden- oder Waisenhaus, der Ersatz von Sachleistungen statt Renten soll besonderen Verhältnissen Rechnung tragen.
Die nachfolgende Statistik erstreckt sich, da das letzte mitumfaßte Jahr 1911 vor der Geltung der Reichsversicherungsordnung liegt, noch nicht auf die Hinterbliebenenversicherung. Andererseits sind die Beitragserstattungen, nach bisherigem Rechte zulässig, seit dem 1. Januar 1912 allgemein ausgeschlossen.
1901 | 1911 | 1891–1911 | ||
Mk. | Mk. | Mk. | ||
Kranken- fürsorge |
Heilverfahren | 7 130 600 | 22 079 300 | 174 651 100 |
Erhöhte Angehörigenunterstützung und sonstige außerordentliche Leistungen | 193 500 | 1 656 000 | 9 305 100 | |
Invalidenhauspflege | 45 100 | 910 800 | 4 579 200 | |
Invalidenrente | 65 021 700 | 151 330 100 | 1 482 926 200 | |
Krankenrente | 1 299 600 | 3 175 300 | 32 423 900 | |
Altersrente | 24 655 700 | 14 468 300 | 452 997 200 | |
Beitrags- erstattung |
bei Heirat | 5 163 500 | 6 225 100 | 78 974 500 |
bei Unfall | 18 900 | 45 600 | 532 200 | |
bei Tod | 1 742 800 | 3 975 800 | 35 909 000 | |
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Summe der Entschädigungsleistungen | 105 271 400 | 203 866 300 | 2 272 298 400 |
Die Gesamtleistungen der Arbeiterversicherung stellen sich (nach Hitze, Zur Würdigung der deutschen Arbeiter-Sozialpolitik, 1913) wie folgt:
1911 1885–1911 Mill. Mk. Mill. Mk. Krankenversicherung 397 4749 Unfallversicherung 167 2139 Invalidenversicherung 204 2272 Insgesamt betrugen sie 768 9160
Dazu kommen die für die Zukunft unserer Arbeiter eingelegten Reservefonds nebst sonstigem Vermögen; diese betrugen Ende 1911 für die
Krankenversicherung 335 Mill. M. Unfallversicherung 565 Mill. M. Invalidenversicherung 1759 Mill. M. Zusammen: 2660 Mill. M.
Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 1. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_1.pdf/234&oldid=- (Version vom 31.7.2018)