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sind daraus Pröbchen von der Hunde-, Gänse- und Hühnersprache, nebst einer deutschen Uebersetzung. Indessen scheint es, als wenn nur der Herr Verf. die schöne Gabe besitze, die verschiedenen Thiersprachen aufzufassen und zu verstehen. Schwerlich wird er aber beweisen, daß jedes Thier in seiner Sprache schimpfen kann, und, sollte es möglich sein, daß auch dieses Schimpfen der Thiere auf die Menschen einen Eindruck mache. Es ist zwar wahr, daß der Hund mit seinem Hau! hau! eben so wie der Franzos mit seinem Monsieur, gar Vieles zu verstehen geben kann, wenn man die lebhafte Mimik derselben dabei beachtet, als bei den Hunde seine ganze Stellung, seinen Kopf und die einzelnen Theile desselben, besonders die Stirn, Augen und Schnauze und seinen Schwanz, und auf die Modulationen des Tons dieses Hau! hau! aufmerksam ist. Jedoch wird dieses kein Mensch als ein Schimpfen betrachten, nach dem oben angegebenen Begriffe von diesem Worte. Ganz anders ist es aber mit dem Menschen. Dieser schimpft nicht blos seines Gleichen, sondern auch die Thiere, seine Pferde, Hunde etc., und jeder nur einigermaßen aufmerksame Beobachter kann tagtäglich durch eigene Erfahrung wahrnehmen, wie mächtig dieses Schimpfen auf die Thiere wirkt und wird dann gestehen müssen, daß sich der Mensch besonders durch die schöne Gabe zu schimpfen von den Thieren wesentlich unterscheidet.

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F. Meinhardt: Deutsches Schimpfwörterbuch oder die Schimpfwörter der Deutschen. Buchhandlung von F. Meinhardt, 1839, Seite X. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsches_Schimpfw%C3%B6rterbuch_oder_die_Schimpfw%C3%B6rter_der_Deutschen.pdf/15&oldid=- (Version vom 8.9.2022)