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Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort

Lehrreiches bieten und ihn nicht mit Gleichgültigkeit an ihnen vorüber gehn lassen. Wo Texte der früheren Jahrhunderte neben den neueren stehen, hat dies gemeinhin zu bedeuten, daß die Melodien für die älteren Texte ausgestorben und nicht mehr zu erlangen gewesen: ältere Lieder, zu welchen sich die Melodien erhalten haben oder mir zugänglich geworden, sind dem folgenden Bande zugewiesen. Ueberhaupt sind für Texte, wie für Melodien bei den einzelnen Liedern jedesmal nur die nächsten und bedeutsamsten Quellen verzeichnet: weitere Mittheilungen, nebst den litterarisch-historischen Angaben über Boden, Heimat u. A., Wiederholung zu vermeiden, soll die Fortsetzung bringen.

Die älteren Texte sind in neuerer Orthographie gegeben, ähnlich wie sie Hoffmann von Fallersleben in seinen „Gesellschaftsliedern“ u. A. eingeführt: am Wortlaut habe ich durchaus nicht geändert. Wo hin und wieder eine Kritik geübt und ein besserer Ausdruck (nie ohne Autorität) gewählt, ist dies mit größter Schonung geschehen und die ursprüngliche Lesart in die Anmerkungen verwiesen. Wie unvermeidlich, ja wie dringend eine Besserung sein könne, lehrt vielleicht schon die Gegeneinanderhaltung des Frankfurter Liederbüchleins von 1582 und von 1584: auch hoffe ich in diesem Punkte nicht mehr gewagt zu haben, als Uhland sich verstattet. Die Worterklärungen sollen nur dienen, das Verständnis einzelner ungeläufiger Worte dem schlichten Leser zu erleichtern, keinesweges eine sprachliche, kritische oder gelehrte Erörterung bezwecken. Sie mögen in dem Sinne genommen werden, wie Goethe (B. 33, S. 197) vom Wunderhorn es gewünscht.

Eine genaue historische Folge der Lieder ist für jetzt zu geben nicht möglich: schon einem einzelnen Volksliede, beispielsweise „Es waren zwei Königskinder“ oder „Es stand eine Lind im tiefen Thal“, hält es schwer bis in das Feinste seiner textlichen und melodischen Bestandtheile nachzugehen. Auch die strengere Anordnung der Lieder nach ihrem Inhalte hat nicht durchweg befolgt werden können. Doch wird man im Ganzen insofern einen geordneten Gang wahrnehmen, daß dem Sinn und Inhalte nach Verwandtes meist zusammengehalten worden. Mehr zu thun war bei einem ersten Aufbau nicht möglich, zumal da manches Lied erst während der Arbeit hat erforscht und gestaltet werden müssen. Dagegen wird das alphabetische Register zu schnellem Orientieren, denke ich, wesentlich beitragen, weil es auch von solchen Liedern die Anfänge verzeichnet, welche nur als Varianten in die Anmerkungen aufgenommen werden konnten.

Wie vermöchte ich nach Würdigkeit und mit der Wärme der Empfindung zu sagen, welch manichfacher, wirksamer, nachhaltiger Hülfe und Förderung

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin, Preußen 1856, Seite X. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_p_010.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)