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189. Schneiders Wanderschaft.


Mäßig bewegt. Melodie mündlich, aus dem Hessen-Darmstädtischen.
Noten
Noten


(Vgl. Nr. 187, 188 u. 190.)

1.
Es wollt ein Schneider wandern,

wol auf sein Schneidergeiß;
da bekam derselbe einen Zick zick zick –
Und der Juckel mit dem Buckel
und die Feldmusik! –
„Wie brennt die Sonn so heiß
auf meiner Schneidergeiß!“

2.
Der Schneider kam vors Wirthshaus,

darinnen möcht er sein;
da bekam derselbe etc.
„Darinnen möcht ich sein,
da giebts ein guten Wein!“

3.
Der Schneider ließ sich einschenken

wol in sein Fingerhut;
da bekam derselbe etc.
„Wie schmeckt der Wein so gut
aus meinem Fingerhut!“

4.
Der Schneider wollt bezahlen

und hat kein Kreuzer Geld;
da bekam derselbe einen Zick zick zick –
Und der Juckel mit dem Buckel
und die Feldmusik! –
„Jetzt bin ich in der Welt
und hab kein Kreuzer Geld!“

5.
Der Schneider fieng an zu sterben,

sein Seel fuhr in die Geiß;
da bekam derselbe etc.
„Wie macht mir doch die Geiß
so heiß mit ihrem Schweiß!“

6.
Der Schneider ward begraben

wol in den Geißenstall;
da bekam derselbe etc.
So gehts den Schneidern all,
sie kommen in den Geißenstall.

(Mehrfach mündlich, aus dem Hessen-Darmstädtischen [Erzhausen bei Langen und Espa bei Butzbach in der Wetterau]. – Vgl. F. W. v. Ditfurth, Fränk. Volksl. II, 244. – Wunderhorn. II, 372; in neuster Aufl. II, 392.)

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 396. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_396.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)