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5.
Bei der Parole thät er befehlen,

daß man sollt die Zwölfe zählen
bei der Uhr um Mitternacht:
da sollt Alls zu Pferd aufsitzen,
mit dem Feinde zu scharmützen,
was zum Streit nur hätte Kraft.

6.
Alles saß auch gleich zu Pferde,

Jeder griff nach seinem Schwerte,
ganz still ruckt man aus der Schanz.
Die Musketier wie auch die Reiter
thäten alle tapfer streiten:
swar fürwahr ein schöner Tanz!

7.
Ihr Konstabler auf der Schanzen,

spielet auf zu diesem Tanzen
mit Karthaunen groß und klein!
mit den großen, mit den kleinen
auf die Türken, auf die Heiden,
daß sie laufen alle davon.

8.
Prinz Eugenius wol auf der Rechten

thät als wie ein Löwe fechten,
als General und Feldmarschall.
Prinz Ludewig ritt auf und nieder:
„Halt euch brav, ihr deutschen Brüder,
greift den Feind nur herzhaft an!“

9.
Prinz Ludewig der mußt aufgeben

seinen Geist und junges Leben;
ward getroffen von dem Blei.
Prinz Eugen war sehr betrübet,
weil er ihn so sehr geliebet;
ließ ihn bringn nach Peterwardein.

Der Sage nach von einem brandenburgischen Krieger gedichtet, der unter dem Fürsten von Dessau im Heere Eugens dienend, bei Hochstädt und Turin mitfocht.

(Vielfach mündlich, aus den verschiedensten Gegenden Deutschlands. Mit Benutzung von flieg. Blättern aus der Zeit zwischen 1780 und 1809. – Vgl. F. L. von Soltau, „Ein Hundert Deutsche Historische Volkslieder. Leipzig, 1836.“ S. 527. – Erk, Volksl. B. I, H. 1, S. 17, Nr. 16.)

Von vorstehender Melodie hat uns Herr C. F. Becker sowol in der Leipz. „Allgem. musikal. Zeitung. 1842.“ (Nr. 41.), wie auch in seinen „Liedern und Weisen vergangener Jahrhunderte. Leipzig, 1849.“ (H. I. S. 54.) eine Aufzeichnung mitgetheilt, welche einer handschr. Liedersammlung (sie führt den Titel: „Musicalische Rüstkammer auff der Harffe, aus allerhand schönen und lustigen Arien, Menuetten, Sarabanden etc. bestehend. 1719.“ – S. 144) entnommen ist. Da Hr. B. meine frühere Aufzeichnung im 5/4-Takt – sie rührt eigentlich von Bernhard Klein her, der diese Melodie gewöhnlich als mustergültiges Beispiel von der gemischten Taktart anzuführen pflegte – als „korrumpiert“ bezeichnet (siehe Leipz. musikal. Ztg. und meine Volkslieder. B. I, H. 1, S. 17.); so muß ich mir schon erlauben, einige Gegenbemerkungen zu machen und die Melodie nach der älteren Aufzeichnung hier einzurücken:


1719.
Noten
Noten


Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 385. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_385.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)