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„Dieses Liedchen wird am ersten Mai von geputzten Kindern vor den Häusern gesungen. Sie halten dabei ein Bäumchen in der Hand, geschmückt mit bunten Bändern und ausgeblasenen Eiern. Freudenberger hat diese ländliche Scene in einem seiner kleinern Blätter sehr lieblich dargestellt. Schade darum, wenn diese Sitte in unserm Lande untergehen sollte!“

(G. J. Kuhn, „Sammlung von Schweizer-Kühreihen und alten Volksliedern etc. 2. Ausg. Bern, 1812.“ S. 42. – J. R. Wyß, „Texte zu der Sammlung von Schweizer-Kühreihen und Volksliedern.“ 4. Ausg. S. 69. – Vgl. A. Stöber, „Elsässisches Volksbüchlein. Straßburg, 1842.“ S. 56. – Erk, Volkslieder. B. I, H. 3, S. 68, Nr. 72.)

1. I, im. sy, sind. Blüestli, Dimin. von Bluest, kleine Blüthen. hesch, hast, – 2. mir, wir. der, den. Meye, der Mai, die Maie, frisch ausgeschlagener Birkenzweig. syr, seiner. Büri, Bäurin. laub, sanft, mild, lieb. git is, giebt uns. – 3. get use, gebt heraus. wyters, weiter. Anke, Butter. Chüechli, Küchlein, kleine in Butter gebackene Kuchen. hür, heuer, dieses Jahr. no bas als fern, noch besser als voriges Jahr. üses, unser. – 4. ech, euch.

181. Prinz Eugen vor Belgrad.

1717.


Mäßig, im Sprechton. Vielfach mündlich, durch ganz Deutschland verbreitet.
Noten
Noten


1.
Prinz Eugenius, der edle Ritter,

wollt dem Kaiser wiedrum kriegen
Stadt und Festung Belgerad.
|: Er ließ schlagen einen Brucken,
daß man kunnt hinüber rucken
mit dr Armee wol für die Stadt. :|

2.
Als der Bruckn nun war geschlagen,

daß man kunnt mit Stuck und Wagen
frei passiern den Donaufluß:
bei Semlin schlug man das Lager,
alle Türken zu verjagen,
ihnn zum Spott und zum Verdruß.

3.
Am einundzwanzigsten August so eben

kam ein Spion bei Sturm und Regen,
schwurs dem Prinzn und zeigts ihm an,
daß die Türken futragieren,
so viel als man kunnt verspüren,
an die dreimalhunderttausend Mann.

4.
Als Prinz Eugenius dies vernommen,

ließ er gleich zusammen kommen
seine General und Feldmarschall.
Er thät sie recht instrugieren,
wie man sollt die Truppen führen
und den Feind recht greifen an.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 384. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_384.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)