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11.
‚‚‚Grün Kränzlein darfst mir nicht tragen,

weiß Häublein sollst aufhaben
wie andre jung Jägersfraun auch.‘‘‘ –

12.
„Jetzt laß ich mein Härlein fliegen,

ein braven Burschen zu kriegen,
dem Jäger zu Schand und Spott.“

(Vielfach mündlich, aus dem Hessen-Darmstädtischen, Brandenburgischen, aus Schlesien, Thüringen, Franken, vom Niederrhein etc. – Vgl. L. Erk, Volksl. B. I, H. 2, S. 12, Nr. 15; H. 6, S. 24, Nr. 19.)

1, 1. Es gieng ein Jäger wol jagen. 1, 3. ein Hirschlein oder ein Reh. – 2, 3. die war so jung und schön. – 3, 2. ob sie nicht wollt mitjagen. – 4, 1. Mitjagen das versteh ich nicht; ein ander Vergnügen (Pläsierchen) abschlag ich nicht. – 5, 2. und thäten sich traulich umarmen bis an den hellen Tag. – 6, 2. Die Sonne scheint über die Häger (Berge, Wälder, Felder, Stege), ein (reine) Jungfer bin ich ja noch (doch). – 8, 1. Das Mädchen fiel ihm zu Füßen. 8, 3. bloß nun das einzige Wort. – 9, 1. Er thät sich gleich wieder bedenken, das Leben das wollt er ihr schenken, weil sie so bitten thät. – 10, 3. auf ihrem schwarzbraunen (goldfarbigen) Haar. – 12, 1. Ei so laß ich etc.

174a. Der Jäger.

Mäßig geschwind. Melodie mündlich, aus Schlesien, Franken und
dem Hessen-Darmstädtischen.
Noten
Noten


1.
Es wollt ein Jäger wol jagen

drei Viertelstunden vor Tagen
ein Hirschlein oder ein Reh. :|:

2.
Was begegnt ihm auf Günheide?

ein Mägdlein in weißem Kleide,
die wollt er nehmen zur Eh.

3.
Er faßt sie wol bei der Mitten

und führts in seine Schlafhütten
von Abend bis wieder an Tag.

4.
„Wolauf, jung Jäger, bei Zeiten!

du hast es verschlafen vor Freuden;
ein Jungfrau bin ich noch.“

5.
Das that den Jäger verdrießen,

er wollte das Mägdlein erschießen,
weil sie es so reden thät.

6.
Sie fiel dem Jäger zu Füßen,

er sollt sie doch nicht erschießen,
er sollt ihr verzeihen die Red.

7.
Er that sich gleich wieder bedenken,

er wollte das Leben ihr schenken
bis auf ein ander Mal.

8.
Sie that den Jäger wol fragen,

ob sie grün Kränzlein dürft tragen
auf ihrem goldgelben Haar?

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 378. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_378.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)