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3.
„Schau an, schau an mein bleiches Angesicht,

schau, wie mich die Liebe hat zugericht!
Kein Feuer ist auf Erden, das brennet also heiß,
als die verborgne Liebe, die Niemand weiß.

4.
„Dorn und Disteln die stechen gar zu sehr,

aber falsche Zungen noch viel mehr;
viel lieber wollt ich gehn, wo Dorn und Disteln stehn,
als wo zwei falsche Zungen beisammen stehn.

5.
„Mit Trauern muß ich schlafen gehn,

mit Trauern muß ich wiedrum auferstehn;
mit Trauern und mit Weinen verbring ich meine Zeit,
dieweil ich nicht kann lieben was mein Herz erfreut.

6.
„Geht dirs wol, so gedenk an mich,

geht dirs aber übel, so kränkt es mich.
Wie froh wollt ich sein, wenns dir und mir wolgeht,
obschon mein junges Leben in Trauern steht.

7.
„Ach herzelieber Schatz, ich bitte dich noch eins:

du wollest auch bei meinem Begräbnis sein!
bei meinem Begräbnis bis in das kühle Grab,
dieweil ich dich so treulich geliebet hab.“

(Vielfach mündlich, aus dem Brandenburgischen, Hessen-Darmstädtischen, aus Schlesien, Thüringen u. s. w. Mit Benutzung von flieg. Blättern aus der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts.“- Vgl. L. Erk, Volkslieder. B. II, H. 2, S. 54, Nr. 37.)

1, 1. Am Sonntag, am Montag (Des Sonntags, des Montags) in aller Fruh. 1, 3. hab Urlaub genommn. 1, 4. ich sollte doch noch einmal wieder kommn. – 2, 2. da that sie mir was klagen. – 3. Vgl. Meinert. S. 253. (Str. 3.) 3, 3. das brennen thut so heiß. Vgl. Liederhort. Nr. 35. (Str. 8 und 9.) und Nr. 109. (Str. 1.) 3, 3. Viel lieber wollt ich wünschen, ich läg im kühlen Grab, so käm (wär) ich auch (doch) von allen meinen Leiden (Sorgen) ab. 3, 3. Du hast ein Herz, viel härter als ein Stein, darinnen so viel Seufzer verborgen sein. – 4, 4. eh ich mit falschen Zungen wollt ummegehn. 4, 2. die falschen falschen Zungen aber noch viel mehr. Vgl. L. v. Seckendorf, „Musenalm. f. d. J. 1808.“ S. 64. (Aehnliche Lieblingsstrophen: Liederhort. S. 283, 285, 288, 314 u. 349.) – 5 u. 6. Vgl. Liederhort. S. 298. (Str. 3 u. 4.) In der Regel sind diese beiden Strophen ebenso oft in obigem Liede wie auch in Nr. 132 anzutreffen. – 6. Vgl. A. Elwert, „Ungedruckte Reste.“ S. 36. – 7. Vgl. Büsching u. von der Hagen, Volksl. S. 229, Nr. 92, Str. 2.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 355. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_355.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)