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2.
„Dein eigen das enwerd ich nicht,

du bringst mir dann drei Rosen,
die in dem Jahr gewachsen sein
zwischen Fastnachten und Ostern.“

3.
Der Reuter schwang sich auf sein Pferd,

er reit wol über Berg und tiefe Thal;
er reit wol über Berg und tiefe Thal,
er fand der Röselein keine.

4.
Er kam vor eines Malers Thür:

‚‚‚Maler, bist du darinne?
Bistu darin, so tritt herfür,
mal mir drei Röselein kleine!‘‘‘

5.
Der Maler war ein geschwinder Mann,

er malet drei Röselein kleine;
er malet sie in einer kurzen Zeit,
drei Röselein also kleine.

6.
Und da der Reuter die Röselein ansah,

hub an heimlichen zu lachen:
‚‚‚Ich weiß mir ein hübsches Mädelein,
das will ich hiemit fröhlich machen.‘‘‘

7.
Und da das Mädlein die Röselein ansah,

hub an heimlichen zu weinen:
„Ich hab ein Wort im Schimpf geredt,
ich meint du fündest ihrer keine.“

8.
‚‚‚Hastu ein Wort im Schimpf geredt,

im Ernst sollstu es mir halten!
So bin ich dein und du bist mein,
darum laß dir den lieben Gott walten,
der wird uns wol erhalten.‘‘‘

(Nach einem handschr. Liederbuche vom J. 1576. In v. Meusebach’s Samml. [Ms. Germ. Fol. 753.] 150 Lieder enthaltend. Das. S. 149. – Die im obigen Liede vorkommenden niederdeutschen Wörter sind hier als störend beseitigt und ins Hochdeutsche übertragen worden.)

2, 1. en für ne. mhd. Negation. z. B. ensîn, nicht sein. – 3. reit, ritt. – 7. Schimpf, mhd. schimpf, m. Alles was zur Erheiterung, zum Zeitvertreibe dient, Kurzweil, – Scherz.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 332. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_332.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)