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6.
„Seid ihr darin, kommt raus zu mir,

malt mir geschwind drei Rosen,
die auf Eim Zweig gewachsen sein,
blühn zwischen Weihnachten und Ostern.“

7.
Frau Malerin war ein geschwindes Weib,

drei Töchter halfen ihr malen;
die eine malt roth, die andre weiß,
die dritte konnt allerhand malen.

8.
Wie serste Röslein fertig war,

der Knab fieng an zu singen:
„Freu dich, feins Mädlein, wo du bist,
die Rosen thu ich dir bringen!“

9.
Wie sandre Röslein fertig war,

der Knab fieng an zu pfeifen:
„Schick dich zu, feins Mädlein, wo du bist,
von hinnen muß du reiten!“

10.
Wie sdritte Röslein fertig war,

der Knab hub an zu lachen:
„Schick dich zu, feins Mädlein, wo du bist,
ganz traurig will ich dich machen!“

11.
Sie meint, sie hätts in Schimpf geredt,

in Ernst hatt ers genommen:
„Seis dir, feins Mädlein, lieb oder leid,
mit Listen hab ich dich bekommen!“

(J. G. Meinert, „Alte teutsche Volkslieder in der Mundart des Kuhländchens.“ S. 95.)

11. Schimpf, Scherz.

151b. Gemalte Rosen.

1.
Ich weiß mir ein Haselen-Sträuchelein,

das neigt sich zu der Erden;
ich weiß mir ein hübsches Mädelein,
das soll mir eigen werden.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 331. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_331.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)