Seite:Deutscher Liederhort (Erk) 324.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
5.
Des Abends wenn ich nun schlafen geh,

find ich es mein Bettchen alleine;
dann lieg ich und kann nicht erwarmen:
ach hätt ich mein Schätzchen in Armen!
O Himmel, was hab ich gethan!
die Liebe war Schuld daran.

(Vielfach mündlich, aus dem Magdeburgischen, Brandenburgischen, Hessen-Darmstädtischen, aus Schlesien u. s. w. – Vgl. J. G. v. Herder, „Volkslieder. II. Th. Leipzig, 1779.“ S. 62. – J. H. Voß, „Musen-Almanach für 1777. Hamburg.“ S. 79. [Aus der Schweiz.] – Wunderhorn. III, 33. In neuster Aufl. III, 34. – Mit Benutzung eines flieg. Bl. „Sieben anmuthige und lustige neue Lieder.“ Das 6. Lied. Um 1790. – Jetzt wird vom Volke meist nur die in meinen Volksl. [B. I, H. 4, S. 9, Nr. 6] abgedruckte Parodie gesungen.)

148a. Klosterscheu.

1.
Ich sollt ein Nönnlein werden,

ich hatt kein Lust darzu;
ich eß nicht gerne Gerste,
wach auch nicht gerne fruh.
Gott gebe dem Kläffer Unglück viel,
der mich armes Mägdelein
ins Kloster bringen will!

2.
Im Kloster, im Kloster

da mag ich nicht gesein,
da schneidt man mir mein Härlein ab;
bringt mir groß schwere Pein.
Gott gebe dem Kläffer Unglück viel,
der mich armes Mägdelein
ins Kloster bringen will!

3.
Und wann es kommt um Mitternacht,

schlägt man die Glocken an,
so hab ich armes Mägdelein
noch nie kein Schlaf gethan.
Gott gebe dem Kläffer Unglück viel,
der mich armes Mägdelein
ins Kloster bringen will!

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_324.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)