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143b. Sonnenschein.
1.
Schein uns, du liebe Sonne,

gieb uns ein hellen Schein!
schein uns zwei Lieb zusammen,
ei die gern bei einander sein!

2.
Dort fern auf jenem Berge

leit sich ein kalter Schnee;
der Schnee kann nicht zerschmelzen,
Gottes Wille der muß ergehn.

3.
Gottes Wille der ist ergangen,

zerschmolzen ist uns der Schnee.
Gott gesegen euch, Vater und Mutter!
ich seh euch nimmermeh. –

Goldmühle.
4.
Dort nieden in jenem Holze

leit sich ein Mühlen stolz,
sie mahlet uns alle Morgen
das Silber und rothe Gold.

5.
Dort nieden in jenem Grunde

schwemmt sich ein Hirschlein fein:
Was führt es in seim Munde?
von Gold ein Ringelein.

6.
Hätt ich des Golds ein Stücke

zu einem Ringelein,
meinem Buhlen wollt ichs schicken
zu einem Goldfingerlein.

7.
Was schickt sie mir dann wieder?

von Perlen ein Kränzelein:
„Sieh da, du feiner Ritter,
darbei gedenk du mein!“

(„Lieder Büchlin, Zwey Hundert, ausserlesene Newe Lieder, allen Jungen Gesellen und Züchtigen Jungfrawen, zum newen Jar getruckt, mit ihren Melodeyen, sampt einem Register. Vormals nie inn Truck außgangen. [Holzschnitt.] Anno M.D.LXXXII.“ kl. 8. O. O. Nicht 200, sondern nur 192 Lieder enthaltend; auch in der Aufeinanderfolge der Lieder und deren Lesarten durchgehends verschieden von dem Frankf. Lieder-Büchlein. 1582. [J. Bergemann, „Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart, 1845.“] – Das. Nr. 112. – Im Frankf. Lieder-Büchlein. 1582 und 1584. Nr. 66.)

2, 4. Im Druck steht: Gottes Will der etc. – 5, 2. schwimmet sich etc. – Verglichen mit zwei handschr. Lesarten vom Jahr 1568 und 1574.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_315.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)