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118a. Scheiden.
1.
Schatz, mein Schatz, warum so traurig?

bin doch aller Freuden voll.
Schatz, mein Schatz, du hasts befohlen,
daß ich dich nur lieben soll.

2.
Mein ich doch, liebst mich von Herzen

und seist mir von Herzen treu:
oder ist es nur ums Scherzen?
führst du mich am Narrenseil?

3.
„Ach die Mutter kanns nicht leiden,

daß ich sitze neben dir –
Müssen wir von einander scheiden,
scheid ich nur mit Schmerz von dir.

4.
„Hätt ich dich, herzliebstes Schätzlein,

hätt ich dich, du rother Mund,
hätt ich dich in meinen Armen,
wär mein junges Herz gesund!“

5.
Sitzen dort zwei Turteltauben

auf dem dürren Eichenast.
Wenn zwei junge Liebcher scheiden,
han sie weder Ruh noch Rast.

(Mündlich, von der Mosel.)
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_272.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)