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104. Den Leuten zum Trutz.


Mäßig langsam. Mündlich, aus dem Odenwald. (Alsbach.)
Noten
Noten


1.
Wo ist dann das Mädchen,

das mich so lieb hat?
|: Es ist draußen im Garten,
bricht Röselein ab. :|

2.
„Komm zu mir in Garten,

komm zu mir in Klee,
und klag mir dein Jammer
und klug mir dein Weh!“

3.
Was soll ich dir klagen,

herztausender Schatz!
wir beide müssen scheiden
und finden kein Platz.

4.
Geh, hol mir mein Mantel,

geh, hol mir mein Stock;
jetzt muß ich marschieren,
muß nehmen Bhüt Gott!

5.
Und wenn schon bisweilen

die Falschheit schleicht ein,
so wolln wir halt denken:
es muß schon so sein.

6.
So wolln wir halt denken,

der Tod hat regiert;
er hat mir genommen
mein allerfeinst Lieb.

7.
Mein allerfeinst Liebchen,

nimm mich in dein Schutz!
jetzt wolln wir erst lieben,
den Leuten zum Trutz.

8.
Den Leuten zum Possen,

den Leuten zum Trutz:
ich will mein Schatz lieben,
wenn michs gleich nichts nutzt.

9.
Ach Scheiden, ach Scheiden,

wer dich hat erdacht,
hat mir und meinem Schätzchen
viel Leides gemacht!

(Vgl. „Des Knaben Wunderhorn.“ [1808.] III, 21. [In neuster Aufl. III, 22.] und L. Erk, „Die deutschen Volkslieder“ etc. B. I, H. 3, S. 3.)

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_254.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)