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90c. Liebessehnsucht.


Mäßig. Mündlich, aus Schlesien. (Waltdorf bei Neiße.)
Noten
Noten


1.
Wenn ich ein kleins Waldvöglein wär,

wollt ich fliegen über das Meer,
schönster Schatz, zu dir;
aber du bist weit von mir :|:
und ich von dir.

2.
Schönster Schatz, das weiß ich wol,

daß ich dich nicht lieben soll,
weils die Leut verdrießt.
Weils die Leut so sehr verdrießt,
drum lieb ich dich.

3.
So viel Sternlein hin und her,

so viel Sandkörnlein in dem Meer,
denk ich hin zu dir;
ja viel hunderttausendmal
denk ich an dich.

(Mitgetheilt durch Herrn Prof. Hoffmann von Fallersleben.)


90d. Vergiß mein nicht.
1.
Wenn ich ein Waldvöglein wär,

wollt ich fliegen über das Meer,
schönster Tausendschatz, zu dir;
aber du bist gar weit von mir
und ich von dir.

2.
Schönster Schatz, das weißt du wol,

daß ich dich nicht lieben soll,
weils alle Leut verdrießt.
Weils alle Leut verdrießt,
drum lieb ich dich.

3.
Unten in dem Gärtelein

wächst ein schöns Blümelein,
Blümelein Vergißnichtmein;
ich vergeß auch nimmer dein,
vergiß nicht mein!

(J. G. Meinert, „Alte teutsche Volkslieder in der Mundart des Kuhländchens.“ etc. S. 34.)
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_237.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)