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88. Der Abschied im Korbe.


Mäßig bewegt. Mündlich, aus dem Hessen-Darmstädtischen. (Alsfeld.)
Noten
Noten


1.
Wo gehst du hin, du Stolze!

was hab ich dir gethan,
daß du an mir vorbei gehst
und schaust mich gar nicht an?
Du schlägst ja deine Augen
vor meinen zu der Erd,
als wenn ich deines Gleichen
niemals gewesen wär.

2.
Wärst du nicht erst gekommen,

hätt nicht nach dir geschickt;
hätt anders mich besonnen,
viel besser wärs für mich.
Denn reich und schön das bist du nicht,
das weißt du selber wol,
und deines Gleichen wie du bist,
bekommt man überall.

3.
Der Abschied ist geschrieben,

das Körbchen ist gemacht;
wärst du mir treu geblieben,
hätt ich nicht falsch gedacht.
So nimm das Körbchen in die Hand
und leg den Abschied drein;
hinfüro sei fein gscheiter,
laß falsche Liebe sein!

(Mündlich, mit Benutzung von flieg. Bl. aus der Zeit um 1800–24. – Vgl. Wunderhorn. III, 107. – Neuste Aufl. III, 103.)
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_233.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)