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1.
Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht, :|:

er fiel auf die zarten Blaublümelein:
sie sind verwelket, verdorret.

2.
Es hatt ein Knab ein Mägdlein lieb,

sie flohen gar heimlich von Hause fort,
es wußts nicht Vater noch Mutter.

3.
Sie sind gewandert hin und her,

sie habn gehabt weder Glück noch Stern:
sie sind verdorben, gestorben.

(Vgl. H. Heine, „Der Salon. I. B. Hamburg, 1834.“ S. 151.)


71. Die Verlassene.


Mäßig langsam. Aus dem bairischen Hochlande.
Noten
Noten


1.
Gor a wunderliebs Diendl

hab i heunt woana sehn:
und do hab i’s halt gfragt,
was nDiendl is gschehn?

2.
Und sDiendl hot gsagt:

„Warum solt i nit woan?
und mei Bue der is gstorbn,
und jetz bin i alloan.“

3.
Ei du wunderliebs Diendl,

hör auf mit dem Woan;
du darfst um a Büberl,
der gstorbn is, nit woan.

4.
„I bin a arms Diendl,

kumm nimmer auf dHöh;
hab koan Vatern, koa Mutter,
koa Bübl nit meh.“

5.
Und du wunderliebs Diendl,

hör auf mit dein Woan;
schau, i wüßt dir a Büberl:
geh, bleib nit alloan!

(„Bairische Gebirgslieder etc. von Eugen Neureuther, München, 1831.“ H. I.)
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_219.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)