Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort | |
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Mäßig langsam. | Die Melodie vielfach mündlich. Durch ganz Deutschland verbreitet. |
an dem güldnen blauen Zelt;
so viel Schäflein als da gehen
in dem grünen grünen Feld;
so viel Vöglein als da fliegen,
als da hin und wieder fliegen:
so viel mal sei du gegrüßt! :|:
nun ich ewig ferne muß?
Ach das kann ich nicht verstehen,
o du bittrer Scheidensschluß!
Wär ich lieber schon gestorben,
eh ich mir ein Schatz erworben,
wär ich jetzo nicht betrübt.
die des herben Jammers voll,
nach viel Trübsal und Beschwerden
ich dich wieder sehen soll.
Was für Wellen, was für Flammen
schlagen über mir zusammen;
ach wie groß ist meine Noth!
denk ich immer nur zu dir;
alle Morgen will ich sagen:
o mein Schatz, wann kommst zu mir?
Alle Abend will ich sprechen,
wenn mir meine Aeuglein brechen:
o mein Schatz, gedenk an mich!
enden nie die Liebe mein;
wann ich sollte unterdessen
auf dem Todbett schlafen ein:
auf dem Kirchhof will ich liegen
wie das Kindlein in der Wiegen,
das die Lieb thut wiegen ein.
(Zuerst in „Des Knaben Wunderhorn. II. B. Heidelberg, 1808.“ S. 199. – Die zweite Verszeile jeder Strophe ist ein durch die Melodie gebotener Zusatz, der beim Lesen des Liedes stets zu beseitigen wäre. Vgl. auch „Teutsches Liederbuch für Hochschulen, Stuttgart, 1823.“ S. 435 – worin obiger Zusatz.)
1, 2. An dem blauen Himmelszelt. – 2, 6. ein Lieb erworben. 2, 7. wär ich jetzt nicht so betrübt. – 4, 2. daß ich fern muß sein von dir. – 5, 7. das ein Lied thut wiegen ein.
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_203.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)