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3.
Erwischt mich der Jäger bei meinem Kopf,

so hängt er mich an sein Säbelknopf;
da thut er mit mir prangen,
ich armer Has muß hangen;
er schlenkert mich hin und schlenkert mich her,
als wenn ich ein Dieb vom Galgen wär.

4.
Und habn die Herrn ein hohes Fest,

da heben sie mich auf bis zu allerletzt;
bei allen Traktamenten
da thun sie mich verwenden;
auf mich trinken sie den rheinischen Wein:
wie bin ich ein so delikates Häselein!

1, 6. Ei bin ich nicht ein armes Waldhäselein! – 2, 1. Ich hab ja noch Niemand kein Schaden gethan, ich halt mich auf, daß Gott erbarm! 2, 5. ich trinke das Wasser nach meiner Pläsir und halte mich auf in dem Jagdrevier. – 3, 2. und henket mich an sein Sattelknopf, da thut er mit mir prahlen, ich armer Has muß zahlen (zabbeln); er schlaudert mich hin und schlaudert mich her. - 4, 1. Wann große Herren haben viel Gäst, so thun sie mich aushalten aufs Allerletzt.


57d. Häsleins Klage.
1.
Ich armes Häselein im weiten weiten Feld,

wie wird mir doch so grausam nachgestellt!
Bei Tag und auch bei Nachte
da thut man mir nachtrachten;
man stellt mir nach dem Leben mein:
wo bleib ich armes Häselein!

2.
Ich eß ja nur ein Gräslein grün,

was kann denn das für Schaden thun?
Ich pflücke nur ein Blättichen,
daran thu ich mich sättigen;
ich trinke das Wasser aus meinem Revier
und gehe dann wieder in mein Quartier.

3.
Und kriegen mich dann die Hunde zu sehn,

muß ich ein Gänglein mit ihnen gehn;
durch hohe Berg und tiefe Thal
da jagt man Marten überall;
dann ruft der Jäger: Hei, hopsasa!
du hast verspielt, Victoria!

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_198.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)