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12.
Und als die Mutter das wurde gewahr,

setzt sie sich auf und fuhr alldar:

13.
„Ach Edelmann, schenk meinem Sohn das Lebn,

sechshundert Thaler die will ich dir gebn.“

14.
‚‚‚Sechshundert Thaler ist mir kein Geld,

der Schäfer muß sterben, wenns mir gefällt!‘‘‘

15.
Und als die Schwester das wurde gewahr,

setzt sie sich auf und fuhr alldar:

16.
„Ach Edelmann, schenk meinem Bruder das Lebn,

eine Tonne Goldes die will ich dir gebn.“

17.
‚‚‚Eine Tonne Goldes ist mir kein Geld,

der Schäfer muß sterben, wenns mir gefällt!““

18.
Und als sein Liebste das wurde gewahr,

setzt sie sich auf und fuhr alldar:

19.
„Ach Edelmann, schenkt meinem Liebsten das Lebn,

eine Perlenkron die will ich dir gebn.“

20.
‚‚‚Ein Perlenkron die wär schon gut.‘‘‘ –

Der Schäfer zog hin mit frischem Muth.


51c. Der stolze Schäfersmann.
1.
Und als der Schäfer über die Brücke trieb,

warum?
ein Edelmann ihm entgegen ritt,
hop hop hop, entgegen ritt.

2.
Der Edelmann thät sein Hütlein ab

und bot dem Schäfer ein guten Tag.

3.
„Ach Edelmann, laß dein Hütlein stahn!

ich bin ein armer Schäfersmann.“

4.
‚‚‚Bist du ein armer Schäfersmann,

und hast doch Edelmanns Kleider an!‘‘‘

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_184.jpg&oldid=- (Version vom 26.10.2019)