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Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort

30.
„Und kannst du noch bis morgen leben,

so will ich dir ganz Schweden geben.

31.
„Und kannst du leben noch einen Tag,

so will ich dich führen nach Engelland.“

32.
„„Ich kann nicht mehr leben eine halbe Stund,

wolltst du mich auch führen nach Engelland.

33.
„„Ich kann nicht mehr bis morgen leben,

wolltst du mir auch ganz Schweden geben.““ –

34.
Es dauerte wol bis an den dritten Tag,

Prinz Friedrich von Engelland geritten kam:

35.
‚‚‚Guten Tag, guten Tag, lieber Schwager mein!

wo hast du die Herzallerliebste mein?‘‘‘

36.
„Dein Herzallerliebste ist krank gewesen,

und sie wird nun und nimmer genesen.“

37.
‚‚‚Sie haben mir unterweges erzählt,

du hättest sie selber zu Tode gequält.‘‘‘

38.
„Setz dich nieder, setz dich nieder an diesen Tisch,

es sollen gleich kommen gebratene Fisch.“

39.
‚‚‚Gebratene Fisch die eß ich nicht gern,

noch früher sollst du den Tod schmecken lern!

40.
‚‚‚Lege dich, lege dich nur auf den Tisch,

wir wollen dich hauen wie gebratene Fisch,

41.
‚‚‚Daß jedes Stück nicht größer sei,

als wie ein kleiner Fisch mag sein.‘‘‘

42.
Sie legten den Grafen wol auf den Tisch,

sie hauten ihn klein wie einen Fisch.

43.
Annchristine die ward getragen zu Grabe,

Graf Hans den fraßen die Krähen und Raben.

(Karl Müllenhoff’s „Sagen Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig Holstein und Lauenburg. Kiel, 1845.“ S. 492.)
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Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin, Preußen 1856, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_157.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)