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Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort

45a. Graf Hans von Holstein und seine Schwester Annchristine.
(Mündlich, aus Marne in Ditmarschen.)
1.
Es ritt ein Jägersmann über die Heid (den Rhein),

er wollte Graf Holsteins Schwester frein.

2.
„Meine Schwester Annchristine die kriegst du ja nicht,

denn sie ist von Adel, das bist du ja nicht.’“

3.
‚‚‚Und ist sie von Adel so hübsch und so fein,

so hat sie doch ein klein Kindelein.‘‘‘

4.
„Musje Jäger, das mustu gelogen sein,

meine Schwester Annchristine ist Jungfer fein.“

5.
‚‚‚Solln alle meine Worte gelogen sein,

so laßt die Christine mal kommen herein!‘‘‘

6.
Da schickte Graf Hans Annchristine ein Boten,

sie soll kommen zu Pferde und nicht zu Wagen.

7.
Und als der Annchristine die Botschaft kam,

sie soll gleich kommen zu Pferde heran:

8.
„„Was schickt mir mein Bruder ein so schlechten Boten?

ich soll gleich kommen zu Pferde heran?

9.
„„Sonst schickt er mir einen silbernen Wagen,

die Pferde die waren mit Golde beschlagen.

10.
„„So langt mir her mein seiden Wickelband,

darin ich will wickeln mein jungen Triafant (?).

11.
„„Ich wickel ihn heut und gar zu gern,

ich wickel ihn heut und nimmermehr.

12.
„„Und langt mir her mein Beutelein fein,

damit ich kann lohnen die Mägdelein mein.

13.
„„Ich lohne sie heut und gar zu gern,

ich lohne sie heut und nimmermehr.

14.
„„Und langt mir her mein weißen Rock,

drin will ich mich schnüren, als wär ich ein Pupp (Dock).““

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Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin, Preußen 1856, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_155.jpg&oldid=- (Version vom 26.10.2019)