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43. Die Mordeltern.
Erste Melodie.


Mäßig. Mündlich, aus dem Odenwald. (Neunkircher-Höhe etc.)
Noten
Noten


Zweite Melodie.


Mäßig. Die Mel. mündlich, aus dem Badenschen. (Zähringen.)
Noten
Noten


1.
Es warn einmal zwei Bauerssöhn,

die hatten Lust in Krieg zu gehn,
wol ins Soldatenleben.

2.
Sie blieben aus ein lange Zeit

und machten sich ein große Beut
an ungrischen Ducaten.

3.
Und als sie wieder nach Hause kamn,

Frau Wirthin an dem Fenster stand
mit ihrn schwarzbraunen Augen.

4.
„Frau Wirthin, hat sie die Gewalt,

ein Reiter über Nacht zu bhalt,
ein Reiter zu logieren?“

5.
‚‚‚Ja die Gewalt die hab ich wol,

die eine Frau Wirthin haben soll,
ein Reiter zu logieren.‘‘‘

6.
Der Reiter setzt sich oben an Tisch,

sie trug ihm auf gebackne Fisch,
dazu eine Kann mit Weine.

7.
„Frau Wirthin, tragt nur auf was ihr wollt,

ich hab viel Silber und rothes Gold
und ungrische Dukaten.“

8.
Und als es kam um Mitternacht,

Frau Wirthin zu ihrem Manne sprach:
‚‚‚Wir wolln den Reiter morden!‘‘‘

9.
„„Laß du den Reiter Reiter sein,

es bleibt ja nicht für uns allein,
es bleibt uns nicht verschwiegen.““

10.
Die Frau stund auf mit allem Fleiß,

sie macht das Fett im Pfännchen heiß
und thuts dem Reiter eingießen.

11.
Sie nahm ihn bei seiner schneeweißen Hand,

schleift ihn in Keller in kühlen Sand:
‚‚‚Da lieg und bleib verschwiegen!‘‘‘

12.
Des Morgens früh um halber vier

stund sein Kamrad schon vor der Thür:
„Frau Wirthin, wo ist der Reiter?“

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_148.jpg&oldid=- (Version vom 26.10.2019)