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4.
„Mein Kind, wer hat denn dich ernährt,

daß dich nicht habn die Würmlein verzehrt?“

5.
‚‚‚Mich hat der heilge Geist ernährt,

daß mich nicht habn die Würmlein verzehrt.‘‘‘

6.
Er nahm das Kind aus dem Wald heraus

und trug es in das Hochzeitshaus.

7.
‚‚‚Gott grüß, Gott grüß, ihr Gäste mein!

die Braut soll meine Mutter sein.‘‘‘

8.
„„Wie kann die Braut deine Mutter sein?

sie trägt ein grünes Kränzelein.““

9.
‚‚‚Unter ihrem grünen Kränzelein

hat sie gezeugt drei Söhnelein;

10.
‚‚‚Zwei hat sie im tiefen Meer ersäuft, :|:

mich hat sie in hohlen Baum versteckt
und mit den Disteln zugedeckt.‘‘‘

11.
„„Mein Kind, sollt ich deine Mutter sein,

so wollt ich, daß der Satan käm
und mir das grüne Kränzlein nähm!““

12.
Kaum war das Wort aus ihrem Mund,

der Satan in der Thüre stund.

13.
Er griff sie bei ihrer schneeweißen Hand,

er tanzt mit ihr ein höllischen Tanz.

14.
Er flog mit ihr zum Fenstr hinaus,

er fuhr mit ihr über ein Dornenstrauch.

15.
„„O weh, o weh, mein zarte Haut!

hätt ich meim Vater und Mutter getraut!

16.
„„Hätt ich getraut dem Vater mein,

so dürft ich nicht verloren sein!““

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_141.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)