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5.
Und wie sie über den Kirchhof kam,

da saß ein Mädel, die rauft ihr sHaar.

6.
„Pack ein, pack ein dein langes Haar,

du sollst mir helfen Leide tragn!“

7.
‚‚‚Soll ich dir helfen Leide tragn,

solln alle Gewässer stille stahn
und alle Berge zu Grunde gahn!‘‘‘

5, 2. ihr, sich.


34d. Die verwundete Dame.


Langsam. Mündlich, aus Thüringen. (Frankenhausen etc.)
Noten
Noten


1.
Ich wollt einmal recht früh aufstehn

und in den grünen Wald :|:
spazieren gehn. :|:

2.
Und als ich nun in den Wald nein kam,

ei da fand ich eine
verwundte Dam.

3.
Die Dam die war von Blut so roth,

und eh ich sie verband,
war sie schon todt.

4.
„Wo krieg ich nun sechs Träger her,

die mir mein feins Liebichen
zu Grabe tragn?

5.
„Wo krieg ich nun schöne Leinwand her,

wo ich mein feins Liebichen
drein legen kann?

6.
„Wo krieg ich nun schöne Blümlein her,

wo ich mein feins Liebichen
drin putzen kann?

7.
„Wie lang soll ich nun traurig sein?

bis daß alle Wasser
verlaufen sein?

8.
„Ja, alle Wasser verlaufen sich nicht,

ei so nimmt mein Trauern
kein Ende nicht.“

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_114.jpg&oldid=- (Version vom 26.10.2019)