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34b. Die verwundete Dame.


Langsam. Mündlich, aus der Ukermark.
Noten
Noten


1.
Es wollt ein Jäger früh aufstehn

und in den grünen Wald :|:
spazieren gehn. :|:

2.
Und als er an den Wald ran kam,

da begegnt ihm eine
verwundte Dam.

3.
Die Dam die war von Blut so roth,

und eh man sichs versah,
war sie schon todt.

4.
„Wo krieg ich nun zwölf Träger her,

die mir mein feins Liebchen
zu Grabe tragn?

5.
„Zwölf Bauerknecht sein viel zu schlecht,

zwölf junge Knaben
sein eben recht.

6.
„Wie lang soll ich denn traurig sein?

bis alle die Berge
vergangen sein?

7.
„Die Berge vergehn ja nimmermehr,

ei so nimmt mein Trauern
kein Ende mehr.“

2, 3. verwünschte Dam.


34c. Zwei Leidtragende.
(Mündlich, aus Petersdorf bei Hainau in Schlesien.)
1.
Es wollt ein Mädel früh aufstehn,

sie wollt in Wald nach Röslein gehn.

2.
Und wie sie über den Berg nauf kam,

da saß ihr Schatz für todt allda.

3.
„Ach Gott, wo nehm ich Träger her,

die mir mein Schatz zu Grabe tragn?

4.
„Ei ei, sechs Träger die hab ich schon,

die mir mein Schatz zu Grabe tragn.“

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_113.jpg&oldid=- (Version vom 26.10.2019)