Seite:Deutscher Liederhort (Erk) 097.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort

7.
Und als der Knab zur Thür nein kam,

da fieng sein Schatz zu weinen an.

8.
„Willkomm, willkomm, du feiner Knab!

mit mit gehts jetzt ins kühle Grab.“

9.
‚‚‚Ach nein, ach nein, nicht so geschwind,

dieweil wir zwei Verliebte sind!‘‘‘

10.
Er nahm sie gleich in seinen Arm,

da war sie kalt und nicht mehr warm.

11.
‚‚‚Geschwind, geschwind, bringt mir ein Licht!

sonst stirbt mein Schatz, daß Niemand sicht

12.
‚‚‚Wo krieg ich jetzt ein altes Weib,

die mir mein Schatz schneeweiß bekleidt?

13.
‚‚‚Wo krieg ich jetzt sechs junge Knabn,

die mir mein Schatz zu Grabe tragn?

14.
‚‚‚Wo krieg ich jetzt eine güldne Kron,

die ich meim Schatz verehren thun?

15.
‚‚‚Zuvor da hatt ich große Freud,

jetzt muß ich tragen ein schwarzes Kleid;

16.
‚‚‚Ein schwarzes Kleid und noch viel mehr:

mein Trauern nimmt kein Ende mehr.‘‘‘

(Mündlich, aus der Gegend von Frankfurt a. M. (Offenthal, Dreieichenhain etc.)
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin, Preußen 1856, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_097.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)