Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort | |
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ich klag euch meine Sünde,
die ich mein Tag begangen hab,
als ich euch will verkünden.
bei Venus einer Frauen;
nun will ich Beicht und Buß empfahn,
ob ich möcht Gott anschauen.‘‘‘
der ward vom dürren Zweige:
„„Wann dieser Stecken Blätter trägt,
so seind dir dein Sünd verziehen.““
ein Jahr auf dieser Erden,
so wollt ich Reu und Buß empfahn
und Gottes Gnad erwerben!‘‘‘
in Jammer und in Leiden:
‚‚‚Maria Mutter, reine Magd!
muß ich mich von dir scheiden,
ewiglich und ohn Ende
zu Venus meiner Frauen zart,
wo mich Gott will hin senden.‘‘‘
ich hab euch lang entboren;
seid willkommen, mein liebster Herr
und Held, mein Auserkoren!“
der Stecken hub an zu grünen;
da sandt man Boten in alle Land:
wohin der Tanhäuser wär kommen?
darinnen sollt er nun bleiben
so lang bis an den jüngsten Tag,
wo ihn Gott will hinweisen.
dem Menschen Mißtrost geben;
will er dann Buß und Reu empfahn,
sein Sünd seind ihm vergeben.
er fieng es an ein neues Lied,
gar schöne thät er singen,
daß Berg und Thal erklingen.
in ihres Vaters Schlafkämmerlein;
sie flocht ihr Härlein in Seiden,
mit dem Ritter wollte sie reiten.
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_090.jpg&oldid=- (Version vom 25.10.2019)