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5.
„Geh, rufe dein Vater und Mutter,

das ganze Hausgesind!
geh, rufe dein Schwester und Bruder!
der Bräutigam ist schon da.“

6.
Und wie sie das erste Mal läuten,

da war die Braut schneeweiß.
Und wie sie das zweite Mal läuten,
da brach ihr aus der Schweiß.

7.
Und wie sie das dritte Mal lauten,

da nahm sie ein glückselig End;
sie sind mit einander verschieden,
verschieden aus der Welt.

8.
Es sind zwei Liebchen verschieden,

verschieden bei der Nacht;
Gott selber war der Priester,
der sie getrauet hat.

(Mitgetheilt durch Herrn Prof. Hoffmann v. Fallersleben.)


24b Der todte Freier.
1.
Es gieng ein Knäblein sachte

wol auf das Fensterlein:
„Schön Liebchen, bist du drinne?
steh auf und laß mich ein!“

2.
‚‚‚Ich kann mit dir wol sprechen,

rein lassen darf ich dich nicht:
bin schon mit Einem versprochen,
kein Andern mag ich nicht.‘‘‘

3.
„Mit dem du bist versprochen,

schön Liebchen, der bin ich;
reich mir dein schneeweiß Händchen,
vielleicht erkennst du mich.“

4.
‚‚‚Du schmeckst mir ja nach Erde,

vermein, du bist der Tod.‘‘‘ –
„Soll ich nicht schmecken nach Erde,
wenn ich hab drunten gelegn?

5.
„Weck auf dein Vater und Mutter,

weck auf die Freunde dein!
grün Kränzlein sollst du tragen
bis in den Himmel nein.“

(J. G. Meinert’s „Alte teutsche Volkslieder in der Mundart des Kuhländchens. Wien und Hamburg, 1817.“ S. 3.)

4. Schmecken, riechen.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_076.jpg&oldid=- (Version vom 25.10.2019)