Seite:Deutscher Liederhort (Erk) 070.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort

Fisknet, Fischnetz. to Fank, zum Fang. – 13. verlaren, verloren. Schatt, Schatz. – 14. föer jo, für euch. schmeet, schmiß, warf. – 16. bleeke, bleichen. trohe, treuer. weer, wieder. – 17. fast, fest. hüm, ihm.


22. Die Jüdin.
Erste Melodie.


Sehr mäßig. Aus Gramzow in der Ukermark u. der Gegend v. Bernau.
Noten
Noten


Zweite Melodie.


Sehr mäßig. Aus Schlesien.
Noten
Noten


1.
Es war eine stolze Jüdin,

ein wunderschdnes Weib;
die hatt eine schöne Tochter,
ihr Haar war glatt geflochten,
zum Tanz war sie bereit.

2.
„Ach Mutter, liebe Mutter,

mein Kopf thut mir so weh;
laß mich eine kleine Weile
spazieren auf grüner Heide,
bis daß es mir vergeht!“

3.
‚‚‚Ach Tochter, Herzenstochter,

das kann und darf nicht sein;
wenn Juden auf der Straße gehn
und sehn dich unter den Bäumen stehn,
wie wird es dir ergehn!‘‘‘

4.
Die Mutter legt sich schlafen,

die Tochter nahm ein Sprung;
sie sprang wol in die Straßen,
wo Herrn und Schreiber saßen:
dem Schreiber sprang sie zu.

5.
„Ach Schreiber, liebster Schreiber,

mein Herz thut mir so weh:
laß mich eine kleine Weile
nur schlafen an deiner Seite,
bis daß es mir vergeht!“

6.
„„Ach Jüdin, liebste Jüdin,

das kann und darf nicht sein;
willst du dich lassen täufen,
Maria Magdalene sollst du heißen,
mein Weibchen sollst du sein!““

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin, Preußen 1856, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_070.jpg&oldid=- (Version vom 25.10.2019)