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Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort

2.
Und als es nun gesäet war,

schrie das Kind noch immerdar:
„Ach Mutter, ach Mutter! es hungert mich,
gieb mir Brot, sonst sterbe ich!“
‚‚‚Warte nur, mein liebes Kind!
wir wollen erst schneiden geschwind.‘‘‘

3.
Und als das Korn geschnitten war:

schrie das Kind noch immerdar:
„Ach Mutter, ach Mutter! es hungert mich,
gieb mir Brot, sonst sterbe ich!“
‚‚‚Warte nur, mein liebes Kind!
wir wollen erst ernten geschwind.‘‘‘

4.
Und als das Korn geerntet war,

schrie das Kind noch immerdar:
„Ach Mutter, ach Mutter! es hungert mich,
gieb mir Brot, sonst sterbe ich!“
‚‚‚Warte nur, mein liebes Kind!
wir wollen erst dreschen geschwind.‘‘‘

5.
Und als das Korn gedroschen war,

schrie das Kind noch immerdar:
„Ach Mutter, ach Mutter! es hungert mich,
gieb mir Brot, sonst sterbe ich!“
‚‚‚Warte nur, mein liebes Kind!
wir wollen erst mahlen geschwind.‘‘‘

6.
Und als das Korn gemahlen war,

schrie das Kind noch immerdar:
„Ach Mutter, ach Mutter! es hungert mich,
gieb mir Brot, sonst sterbe ich!“
‚‚‚Warte nur, mein liebes Kind!
wir wollen erst backen geschwind.‘‘‘

7.
Und als es nun gebacken war,

lag das Kind schon auf der Todtenbahr.

In einigen Gegenden der Provinz Sachsen wird dieses Lied bloß gesprochen, nicht gesungen.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin, Preußen 1856, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_064.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)