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Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort

(rathen – der mich erhalten – nur trösten) kann. – 6a. Ins Kloster will ich ziehen, will werden eine Nonn, will mich der Welt entziehen, hin, wo man beten kann. – 7, 3. ei so will ich die Welt durchreiten, bis letzt ich zu dir komm. – 8. Es stund nicht gar ein halbes Jahr, dem Grafen träumts so schwer, als ob sein herzallerliebster Schatz ins Kloster zogen wär. – 9. Der Herr zu seinem Reitknecht sprach: Sattel mir und dir ein Pferd! nach dem (ins) Kloster wolln wir reiten, der Traum (die Lieb) ist Reitens werth. – 10. Und als er (sie) vor das Kloster kam (kamn), wol vor des Klosters Thür: „Die jüngste von den Nonnen, die soll mal kommen für!“ – 11. „„sist keine reingekommen, es kommt auch keine raus!““ – „Ei so will ich das Kloster anstecken, das schöne Nonnen- (Gottes-) haus!“ – 11a „„Willst du das Kloster anstecken, das schöne Nonnenhaus, viel lieber will ich dir geben die jüngste Nonne raus.““ – 12. Das Nönnchen kam geschritten, ganz weiß war sie bekleidt; ihr Haar war ihr verschnitten etc. – 13, 4. Wer hat euch Boten gesandt? – 14. Der Graf wandt sich herumme, kein Wort mehr zu ihr sprach, und ihm sein jung frisch Herze vor lauter Wehmuth brach. – Oder: Der Graf entsetzt sich in der Still und saß auf einen Stein; in zweimal dreizehn Stunden brach ihm sein Herz entzwei (starb er am grünen Rain). – 14, 3. er weint die hellen Thränen, konnt sich nicht wieder freun. – 15. Sie bot dem Herrn zu trinken kühlen Wein aus ihrem Glas; es dauert kein Viertelstündchen, so streckt er sich ins Gras. – 16. Mit ihrn schneeweißen Händen gräbt sie dem Grafen ein Grab, aus ihrn schwarzbraunen Augen sie ihm das Weihwasser gab. – 16, 1. Mit seinen Sporn und Degen. – 16, 4. legt sie ihn selbst hinein. – 17. Mit ihren zarten Händen zog sie den Glockenstrang, mit ihren rothen Lippen sang sie den Grabgesang (Sterbesang). – 17a. Ein Kirchlein ließ sie bauen wol auf des Liebsten Grab; darin will sie verbleiben, so lang sie sLeben hat. – Oder: Ein Haus will ich mir bauen auf mein Feinsliebchens Grab, und drin auf Gott vertrauen, bis kommt mein Sterbetag.


18a. Das Lied vom jungen Grafen.


Langsam. Mündlich, aus dem Elsaß.
Noten
Noten


1.
Ich steh auf einem hohen Berg,

seh nunter ins tiefe Thal,
da sah ich ein Schifflein schweben, :|:
darin drei Grafen saßn.

2.
Der allerjüngst, der drunter war,

die in dem Schifflein saßn,
der gebot seiner Lieben zu trinken
aus einem venedischen Glas.

3.
„Was giebst mir lang zu trinken,

was schenkst du mir lang ein?
ich will jetzt in ein Kloster gehn,
will Gottes Dienerin sein.“

4.
‚‚‚Willst du jetzt in ein Kloster gehn,

willst Gottes Dienerin sein,
so geh in Gottes Namen;
deins Gleichen giebts noch mehr!‘‘‘

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin, Preußen 1856, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_056.jpg&oldid=- (Version vom 25.10.2019)