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Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort

7.
„Ach Wassermann, lieber Wassermann,

von dem Berg und tiefen Thal,
wol über die See,
laß mich einmal in die Kirche gehn (gahn),
mich arme Hannale!“

8.
‚‚‚Wenn ich dich laß in die Kirche gehn,

von dem Berg und tiefen Thal,
wol über die See,
du möchtest mir nicht wiederkehrn,
du schöne Hannale!‘‘‘

9.
„Warum sollt ich nicht wiederkehrn?

von dem Berg und tiefen Thal,
wol über die See,
wer würde mir meine siebn Kinder ernährn,
mir armen Hannale?“ –

10.
Und als sie auf den Kirchhof kam,

von dem Berg und tiefen Thal,
wol über die See,
da neigt sich Laub und grünes Gras
vor der schönen Hannale.

11.
Und als sie in die Kirche kam,

von dem Berg und tiefen Thal,
wol über die See,
da neigt sich Graf und Edelmann
vor der schönen Hannale.

12.
Der Vater macht die Bank ihr auf,

von dem Berg und tiefen Thal,
wol über die See,
die Mutter legt das Kissen drauf
der schönen Hannale.

13.
Als sie nun wieder nach Hause wollt gehn,

von dem Berg und tiefen Thal,
wol über die See,
ihr Vater und Mutter sie mit sich nehmn,
die schöne Hannale.

14.
Sie setzten sie wol oben an Tisch,

von dem Berg und tiefen Thal,
wol über die See,
und trugen ihr auf gebackne Fisch,
der schönen Hannale.

15.
Und als sie im besten Essen war (was),

von dem Berg und tiefen Thal,
wol über die See,
fiel ihr ein Apfel auf den Schooß,
der schönen Hannale.

16.
„Ach liebe Mutter, seid so gut,

von dem Berg und tiefen Thal,
wol über die See,
werft mir den Apfel in Feuers Glut,
mir armen Hannale!“

17.
‚‚‚Ei willst mich hier verbrennen sehn?

von dem Berg und tiefen Thal,
wol über die See,
wer wird denn unsre Kinder ernährn?
du schöne Hannale!‘‘‘

18.
„Die Kinder wolln wir beide theiln,

von dem Berg und tiefen Thal,
wol über die See,
nehm ich ihr vier, nimmst du ihr drei,
ich arme Hannale!“

19.
‚‚‚Nehm ich ihr drei, nimmst du ihr drei,

von dem Berg und tiefen Thal,
wol über die See,
das siebente wolln wir theilen gleich,
du schöne Hannale!

20.
‚‚‚Nehm ich ein Bein, nimmst du ein Bein,

von dem Berg und tiefen Thal,
wol über die See,
daß wir einander gleiche sein,
du schöne Hannale!‘‘‘

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin, Preußen 1856, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_046.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)